Der digitale Produktpass (DPP) ist ein Instrument, das zur Transparenz entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette führen soll. Unternehmen und Verbraucher:innen sollten aufgrund der ihnen im DPP zur Verfügung gestellten Informationen, nachhaltige Entscheidungen über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes von der Auswahlentscheidung bis hin zum fachgerechten Recycling treffen können. Der DPP soll Daten aus dem gesamten Produktlebenszyklus enthalten und soll den unterschiedlichen Akteuren rund um ein Produkt, von Herstellern, Beteiligten der Lieferkette, Wirtschaftsakteuren nachgelagerter Märkte (wie Reparaturen oder Entsorgung) bis hin zu den Kaufinteresssenten und Endnutzern des Produktes, die jeweils für sie relevanten Informationen liefern können. Grundlage hierfür ist die Erfassung und Darstellung der umweltrelevanten Daten in einem strukturierten, standardisierten und vergleichbaren Format für die gesamte Lebensdauer eines Produktes. 


Die Bereitstellung von Informationen ist auf einer Need-to-know-Basis zur Erleichterung der Entscheidungsfindung, Wartung und End-of-life-treatment geplant. Der DPP ist nicht auf die ESPR beschränkt und wird auch für die Umsetzung anderer gesetzlicher Anforderungen genutzt.

Der DPP wird Informationen enthalten, die zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens des Produkts auf dem EU-Markt erforderlich sind. Die Möglichkeit, Informationen zu einem späteren Zeitpunkt (z. B. während der Wartung) zu ändern, wird in Betracht gezogen, stellt laut EU Kommission jedoch eine Herausforderung dar. Das System ist primär nicht für die Echtzeitverfolgung von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus ausgelegt. Vielmehr ist es ein digitales Informationssystem, das über den gesamten Lebenszyklus hinweg verlässliche Daten bereitstellen soll.


DPP in der Normung

Im Mai 2023 wurde ein erster Entwurf eines Standardisation Requests zur Gestaltung eines DPP-Systems an CEN-CENELEC zur Diskussion übergeben. Der Gesetzgeber legt den Rahmen für den Produktpass fest. So ist er bereits zentraler Bestandteil der neuen europäischen Batterieverordnung und des neuen Entwurfs der europäischen Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte. Normen und Standards konkretisieren diesen gesetzlichen Rahmen.

Harmonisierte Normen für den DPP

Die Europäische Kommission hat die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC aufgefordert, harmonisierte Europäische Normen zum System des Digitalen Produktpasses zu entwickeln. Diese Normen können ebenso grundlegend für den Batteriepass und andere möglicherweise kommende Anwendungsfälle für den DPP sein. So wird der DPP inzwischen auch bzgl. sektoraler und horizontaler Verordnungen/Richtlinien des New Legislative Framework diskutiert.

Die Normungsaufträge der EU Kommission 


Scope des CEN/CLC JTC 24:

Development of deliverables for the Digital Product Passport (DPP) framework and system, based on but not limited to standards on:
- unique identifiers;
- data carriers and links between physical product and digital representation;
- access rights management, information, system security, and business confidentiality;
- interoperability (technical, semantic, organisation);
- data processing, data exchange protocols and data formats;
- data storage, archiving, and data persistence;
- data authentication, reliability, integrity;
- Application Programming Interfaces (APIs) for the product passport lifecycle management and searchability; and the data delivering system, data specification method while ensuring cross-sectoral and cross-system interoperability.

Excluded are:
- Sector specific standards,
- deliverables already covered by the scope of other CEN and CENELEC TCs,
- definition of the content of data belonging to different product types or segments.

DPP Register

Das DPP-Register wird als Katalog von Identifikatoren fungieren. Die eigentlichen Produktinformationen werden dezentralisiert und von den Herstellern oder ihren Vertretern verwaltet. Das Register wird die Kommunikation mit diesem dezentralen Informationssystem ermöglichen.

Die Kommission wird ein DPP Register und ein durchsuchbares Webportal einrichten. Der geforderte Inhalt der DPPs wird für jedes einzelne Produkt in delegierten Rechtsakten festgelegt. Jeder delegierte Rechtsakt wird eine genaue Auswahl und Beschreibung der erforderlichen Informationen enthalten.

Das DPP-Register soll bis Mitte 2026 eingerichtet werden. Es muss bis 2027 voll funktionsfähig sein, um mit den Anforderungen der Batterieverordnung übereinzustimmen.


Substances of Concern

Die ESPR adressiert außerdem "Substances of Concern"1 und ermöglicht die Festlegung von Grenzwerten für das Vorhandensein oder den Gehalt bestimmter bedenklicher Stoffe. Der Schwerpunkt liegt auf Stoffen, die sich auf die Nachhaltigkeit, das Recycling oder die Haltbarkeit von Produkten auswirken. Es wird also zwischen chemischer Sicherheit (REACH) und negativen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsaspekte differenziert (ESPR). Die ESPR verlangt die Nachverfolgung bedenklicher Stoffe in allen Produkten, die unter die ESPR fallen und erfordert Informationen über das Vorhandensein, den Ort und die Handhabung dieser Stoffe während des gesamten Produktlebenszyklus. Das System ermöglicht damit die Verfolgung von Stoffen, die das Recycling oder die Wiederverwendung behindern können, auch wenn sie nicht als gefährlich eingestuft sind. Diese Informationen werden wahrscheinlich über den digitalen Produktpass bereitgestellt.


1 Refers to substances of very high concern as defined in REACH regulation Includes categories from the Classification and Labeling Regulation, such as CMRs (Carcinogenic, Mutagenic, or Toxic for Reproduction) and endocrine disruptors ESPR can define additional substances with specific effects on reuse and recycling of materials


europäisches Gemeinschaftsgremium:

CEN/CENELEC JTC 24 

nationales Spiegelgremium:

NA 043-02-06 GA
DIN/DKE Gemeinschaftsgremium Digitaler Produktpass