deutscher Projekttitel | Anforderungen an Textilien für Kreislauffähigkeit |
englischer Projekttitel | Requirements for circular textiles |
Name | Mathias Becker, Helga Behrmann, Katrin Klingenberg, Marlene Kühn, Ingo Reichmann |
Organisation | The Beneficial Trail |
Adresse | Rolandstr. 34, 31137 Hildesheim |
E-Mail (optional) | ingo@thebeneficialtrail.com |
Telefon (optional) | |
Website (falls vorhanden) | |
Wie sind Sie auf DIN-Connect aufmerksam geworden? | Herbstakademie der Cradle to Cradle NGO |
Bitte geben Sie an dieser Stelle Ihre potenziellen Projektpartner*innen an.
Prof. Dr. Jan-Diederich Lüken, TH Rosenheim, Fachbereich Circular Economy
Das lineare Wirtschaftssystem der Mode- und Textilindustrie führt in eine Sackgasse. Der aufwendigen Herstellung unter hohem Einsatz von Energie und Ressourcen, folgt eine meist viel zu kurze Nutzungsdauer der Textilien, welche schließlich zu 82% als Müll auf Deponien landen oder verbrannt werden. Der Ansatz, die Textilien über Altkleidercontainer zu sammeln und einem Recycling zuzuführen, ist durch die komplexe Materialzusammensetzung nicht geeignet um den Kreislauf zu schließen. Derzeit werden nur ca. 1% der 18% gesammelten Textilien zu gleichwertigen Textilien ohne Qualitätseinbußen. Der Rest wird entweder als Second Hand Ware weiterverkauft (8%) oder zu Textilien minderer Qualität verarbeitet (Downcycling).
Wirklich kreislauffähig sind die allerwenigsten Textilien. Bei Textilien wird in einen biologischen und einen technischen Kreislauf unterschieden; der biologische bedeutet kompostierfähige Kleider, der technische bedeutet, dass die Teile komplett recycelt werden können. Dieses Projekt hat den biologischen Kreislauf im Fokus.
Um eine Kreislaufschließung für Textilien zu sichern, bedarf es
1) eines anderen Wegs im Wirtschaften, die Circular Economy muss das Design und die Herstellung bestimmen
2) einer neuen Transparenz in der Materialzusammensetzung und im Einsatz von Chemikalien (Materialpass)
3) eines neuen Qualitätsbegriffs, der Textilien als wertvolle Ressource begreift
4) ein durchgängiges Rücknahmesystem
Die Biosphäre umfasst biologische Kreisläufe, also Verbrauchsgüter, die in direktem Kontakt mit der Umwelt stehen, z. B. durch Abrieb. Daher müssen die Materialien gesundheitsverträglich und kompostierbar sein. In der Technosphäre wird alles so hergestellt, dass die Materialien wieder voneinander getrennt werden können und in gleichbleibend hoher Qualität einsatzfähig sind.
Welche Situation liegt aktuell wie vor?
Deutschland's Earth Overshoot Day ist derzeit der 5. Mai. Dennoch wird der Bevölkerungszuwachs in den nächsten Dekaden Jahren auch eine Zunahme der Textilerzeugnisse mit sich bringen. Hier bedarf es neuer, kluger Ansätze, Textilien herzustellen und deren Nutzung zu organisieren.
Nutzen statt Besitzen könnte hierbei der Schlüssel zu einem neuen wirtschaftlichem Umgang mit Textilien werden.
Da während der Nutzung von Textilien Abrieb (Stichwort Mikroplastik) entsteht, das übers Abwasser am Ende in die Natur gelangt, sollten Textilien für die Biosphäre hergestellt werden und kompostierbar sein.
Derzeit ist es möglich, einfache Kleidungsstücke vollständig kompostierbar herzustellen. Es gibt C2C-Listen für entsprechende Zusatzstoffe und biologisch abbaubare Rohstoffe. Was fehlt, sind entsprechende Labels an den Kleidern und eine eindeutige Adresse für die Kompostierung bzw. für das technische Recycling der nicht kompostierbaren Elemente.
Welche Bedarfe liegen bei welchen Marktteilnehmern*innen vor?
Welche Lösungen existieren derzeit für welche Marktteilnehmer*innen?
Weshalb sind diese Lösungen nicht hinreichend genug?
Bisher muss sich jedes Textilunternehmen selber überlegen, was mit den Textilien nach Ende der Nutzungsphase passiert. Oftmals gibt es in den Unternehmen nicht ausreichend Kenntnisse, um Textilien kreislauffähig zu recyclen. Das hat verschiedene Gründe z.B. besteht eine Wissenslücke welche Kompostieranlagen existieren und wer nun welche Textilien - je nach Zusammensetzung - verwertet.
Auch ist schon die Rückführung der Textilien logistisch aufwändig und für den Nutzer oft umständlich, da er für jedes Produkt eigene Pakete versenden müsste. Es fehlen markenübergreifende Systeme, orientiert an der Kompostierbarkeit und Materialqualität. Das ist vergleichbar mit der Situation bei Ein- und Mehrwegflaschen. Hier bestehen einfach zugängliche Rückwärtslogistiken und ein einfach verständliche Konzepte.
Was ist der Stand der Technik?
Einfache Textilien können derzeit aus biologisch abbaubaren Rohstoffen (alle pflanzlichen und tierischen Rohstoffe sowie Neuentwicklungen zB Roica V550) in einer begrenzten Farbauswahl und Veredlungsprozessen hergestellt werden, es gibt entsprechende Zutaten, die die Kompostierbarkeit sicherstellen.
Welche themenverwandten Standards, technische Regeln, Normenausschüsse, Gremien, Foren und Konsortien sind Ihnen bekannt bzw. existieren bereits?
Beschreibung der Vorarbeiten: Handelt es sich um eine Anschubförderung? Inwiefern ist das Produkt bereits entwickelt?
Ein Produktpass bietet die Möglichkeit Informationen zu den Inhaltsstoffen und dem Grad bzw. der Art der Kreislauffähigkeit direkt dem Produkt zu zuordnen.
Dafür bedarf es der Entwicklung einer Datenbank, die die Inhaltsstoffe der Textilien klassifiziert und potentiellen Verwertungs- und Recyclingmethoden zuordnet. Einen groben Vorschlag zur Produktpass-Kategorisierung ist in der Projektbeschreibung zu finden (s.u.).
Inwiefern passt das Thema zu dem von Ihnen ausgewählten DIN-Connect Themenschwerpunkt?
Durch eine Kategorisierung der Kreislauffähigkeit wird deutlich, welche Textilien in welcher Form kreislauffähig sind. Nur so wird es möglich sein, eine industrielle Infrastruktur zu etablieren, die den Textilien Sektor in eine Circular Economy überführt.
Bitte beschreiben Sie an dieser Stelle den Nutzen der von Ihnen eingereichten Idee. Beschreiben Sie hier bitte das Projekt anhand der angegebenen Kriterien.
Worin liegt das Optimierungspotential?
Es schafft die notwendige Basis und Grundlage für das ultimativ notwendige Ziel alle Rohstoffe (für den biologischen Kreislauf) in unsere Agrarwirtschaft erzeugen zu können.
Wer profitiert von der Innovation und dem Standard?
Die Pioniere in dem Bereich mit einem zielführenden praktikablen Prozess für einen sich selbst nährenden biologischen Kreislauf. Early Adopter durch einen etablierten Channel für die Kreislaufführung ihrer eingesetzten Materialien. Die Landwirtschaft mit einem notwendigen Rückfluss von Nährstoffen. Die Erde mit einem vitalen Kohlenstoffkreislauf und gestärktem Boden als Kohlenstoffspeicher.
Wie werden die Ergebnisse nach Projektabschluss verwertet?
Die Ergebnisse münden in einem DIN-Standard und bieten somit Unternehmen der Branche einen Wegweiser auf ihren Weg in die Circular Economy.
Skizzieren Sie bitte die europäische/internationale Bedeutung
Nach diesem Standard können auch internationale Unternehmen ihre Produkte kreieren und einem erneuten Kreislauf zugänglich machen. Unternehmensgründungen könnten die Rückführung in den biologischen Kreislauf als Geschäftsmodell aufgreifen und Textilsammlungen als Service aufbauen oder Kompostieranlagen für die jeweiligen Sortierungen entwickeln.
Bestehen Einreichungsmöglichkeiten bei Europäischen und internationalen Normungsorganisationen (CEN/CENELEC/ISO/IEC)?
Ja.
Skizzieren Sie bitte die Markt- und gesellschaftliche Relevanz
Die vielen unterschiedlichen Verwertungs- bzw. Entsorgungspraktiken könnten effizient gebündelt und durch einen Standard allgemein verbindlich werden. Entsprechend werden die Prozesse weiterentwickelt und honoriert, die Kreislauffähigkeit gewährleisten, andere Konzepte werden dank mangelnder Nachfrage nicht mehr verkauft. Die Einbindung von kleinen und mittelständige Unternehmen (KMU) sowie Neugründungen können sich durch den Zugang zu der Normierung etablieren. Prozesse können optimiert und Innovationen können entsprechend gefördert werden.
Das Müllproblem kann verringert werden. Der Fokus wird auf die Kreislauffähigkeit gesetzt, weniger auf die Herstellung und die kurze Nutzung. Eine Kleider-Verantwortung wird intensiviert.
Bitte geben Sie an dieser Stelle an, welche Kompetenzen und Ressourcen Sie und Ihre Projektpartner*innen für die Umsetzung Ihrer Idee mitbringen. Beschreiben Sie hier bitte Qualität und Kompetenz, die Sie/Ihre Organisation und Ihre Partnerunternehmen für das Projekt einbringen werden. Ebenso müssen die zeitlichen, technologischen und sonstigen Ressourcen zur Bearbeitung der vorgeschlagenen Projektidee vorhanden sein. Haben die vorgeschlagenen Partnerunternehmen ihre Mitarbeit bereits verbindlich in Aussicht gestellt? (Bitte beachten Sie: Dies ist an dieser Stelle nicht zwingend notwendig!)
Helga Behrmann: Textiltechnik, Modedesign, Nachhaltigkeit, Dozentin UDK, HTW, AMD, Promovendin Medienwissenschaften "Das virtuelle Kleid"
Marlene Kühn: Retail (Assistant Store Manager) Hess Natur Ecofashion Label, Bündnis Textil Cradle to Cradle NGO
Katrin Klingenberg: internationale Kooperation, Umwelt-, Klima- und Politikberatung, Gründerin Greentrade.tech/Gründungsberaterin, Beratung Ökologische Landwirtschaft, Bündnisse Textil und ServiceSysteme der Cradle to Cradle NGO
Mathias Becker: Bündnisse Textil und ServiceSysteme der Cradle to Cradle NGO
Ingo Reichmann: Produktdesigner und Gründer im Bereich Funktions- und Outdoor-Bekleidung im biologischen Kreislauf. Initiator von der Expedition "Breaking the Beneficial Trail" als gemeinsame Suche zu einer Produktion für einen positiven Fußabdruck.
Standardisierungsscope
Die eingereichte Idee bezieht sich insofern auf Standardisierung, als die Abstufungen der Kreislauffähigkeit nach Normen definiert werden sollen, die international vereinbart werden können. Der Anwendungsbereich bezieht sich auf das Design, die Materialplanung, die Herstellung, die Nutzung und die Rückführung.
Der geplante Standard definiert Anforderungen an biologische und technologische Kreislauffähigkeit von textilen Kleidungsstücken und Accessoires für Hersteller, Nutzer*innen und Rückführungsunternehmen.
Beispiel: Der geplante Standard definiert Anforderungen an [Merkmale/Eigenschaften/Kriterien] von [Produkten/Dienstleistungen/Verfahren/Systemen] für [Zielgruppen].
Zutreffende Spalte bitte mit einem "x" markieren.
Aspekte | Ja | Nein |
---|---|---|
Arbeitsschutz | X | |
Gesundheitsschutz | X | |
Umweltschutz | X | |
Brandschutz | X | |
Schutzrechte (z.B. Patente) | X | |
Managementsysteme | X | |
Industrie 4.0 | X |
Evtl. Erläuterungen zu den mit „ja“ angekreuzten Punkten bitte hier ergänzen.
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ProjektplanBeschreiben Sie bitte Ihre Arbeitspakete und visualisieren Sie im Balkendiagramm den zeitlichen Ablauf der Arbeiten in der Projektlaufzeit (01.06.2022- 31.05.2023) Beschreibung des ProjektesDas Produkt/Kleidungsstück(Material) steht im Zentrum. Für die CE ist es wichtig, dass nach der Nutzungsdauer eindeutig erkennbar ist, welche Verwertung sich anschließt. Dieses Projekt erarbeitet einen "Produktpass", der an den Textilien angebracht wird. Dieser ist für Hersteller, Nutzer*innen und Rückführungsunternehmen relevant ist. AP1: Dafür ist jedes Produkt mit einem CE-Score gekennzeichnet. Dieser hat 5 Abstufungen: ABCDE. Darin ist jeweils nach Abstufungen die Kreislauffähigkeit ablesbar. CE-Score A: Das Produkt ist bereits aus 100 % Recyclingmaterial. (Diese Produkt/sein Material wird zu 100% im Kreislauf geführt) CE-Score B: Das Produkt ist komplett kreislauffähig, z.B. kompostierbar. (inklusive Nähzutaten) Das Produkt ist komplett kreislauffähig, z.B. recyclebar. CE-Score C: Das Produkt ist nach einer mechanischen Zerlegung kreislauffähig, z.B. kompostierbar oder recyclebar. CE-Score D: Das Produkt kann unter erhöhtem Aufwand (z.B. biologisch-chemisches Trennverfahren) kreislauffähig werden. CE-Score E: Das Produkt ist nicht kreislauffähig. (Downcycling) AP2: Prototyp: DIN XXX Teil B für biologischen Kreislauf Die DIN Norm beschreibt die X Teile A. Eingangsfilter Voraussetzungen für Teilnahme am Kreislauf
B. Durchführung Kompostierung Sammlung in (regionalen) Hubs,
Dauer der Kompostierung und Messen der notwendigen Parameter, oder Optimierung für Einsatzzweck C. Einsatz in der Regenerativen Landwirtschaft Das organische Material wird in einem vorgegebenen Prozess in die Landwirtschaft eingebracht und nach Vorgaben genutzt/eingesetzt.
AP 3: Eingang Faserliche Wiederverwertung (als Kaskadennutzung auch für Fasern aus dem biologischen Kreislauf) Materielle Wiederverwertung auf Molekularer Ebene AP Standardisierung: Initiieren und Erarbeiten des Standardisierungsdokuments Festlegung der vorausgesetzten DIN Normen oder Zertifikaten Materialliste positiv definiert, Ausgangsqualitäten definieren Schnittstelle für Produkt-Materialpass im Zulauf zur Prozessierung Aufwandsschätzung
*das AP Standardisierung soll nur die Kosten (Personalkosten, Reisekosten) enthalten, welche auf Ihrer Seite anfallen. |