Einleitung

Eine der Schlüsselstrategien der Circular Economy ist das möglichst hochwertige Recycling von Abfällen, um diese wieder in Produktionsprozesse zurückzuführen. Dies erfolgt mit dem Ziel, dass aus Abfällen wieder Sekundärrohstoffe werden sollen, deren Erzeugung dann in der Regel mit deutlich niedrigeren Ressourcenverbräuchen und CO2-Emissionen verbunden ist. Solche Sekundärrohstoffe sind frei handelbare Güter, die den gleichen rechtlichen Anforderungen unterliegen wie Primärrohstoffe. Um einen solchen Status zu erlangen, müssen recycelte Abfälle das sogenannte Abfallregime verlassen – also die Vielzahl an Rechtsvorschriften, die an den Umgang mit Abfällen, ihren Transport oder die Nutzung von Abfällen geknüpft sind. Grundsätzliches Ziel dieser abfallrechtlichen Regelungen ist im Kern die Vermeidung von Risiken, die durch Abfälle für den Menschen oder die Umwelt entstehen könnten – sie sind daher aus guten Gründen häufig sehr restriktiv: Es soll beispielsweise verhindert werden, dass eigentlich zu entsorgende Abfälle stattdessen einfach anderen Materialien beigemischt werden.



Das Themenfeld End-of-Waste wird heute auf verschiedenen politischen Ebenen diskutiert (zum Beispiel Anpassungen Basel Convention, Annex IV). Die technische Umsetzung ist bedingt durch fehlende Standards (national) und je nach Branche sehr verschieden. Es braucht daher klare Kriterien, ab wann ein behandelter Abfall nicht mehr als Abfall betrachtet wird, sondern beispielsweise frei im europäischen Wirtschaftsraum exportiert und importiert werden kann – wozu er als Abfall eine Vielzahl von Notifzierungs- und Dokumentationspflichten erfüllen müsste. Genau zu diesem Zweck definiert die Europäische Abfallrahmenrichtlinie Anforderungen an sogenannte EoW-Kriterien: Anforderungen an Rezyklate und ihre Behandlungsprozesse, bei deren Erfüllung nicht mehr das Abfallrecht, sondern das Produktrecht Anwendung finden soll.


Die Entwicklung konkreter Normen und Standards kann unterstützen, die Hürden, die für die Marktbeteiligten durch heterogene nationale Regelungen entstehen, zu überwinden. Leitfäden mit einer gezielten Beschreibung der Rechtslandschaft und die damit verbundenen Prozesse zur Aus- und Einfuhr von Abfällen/Produkten steigern die Bereitschaft von Marktbeteiligten, sekundäre Rohstoffe ebenfalls außerhalb des eigenen Mitgliedstaates zu handeln bzw. zu erwerben. Normen, die ein Monitoring von Stoffströmen über die Landesgrenzen hinweg ermöglichen, würden zu einer höheren Transparenz des Marktes für Sekundärrohstoffe führen und neue Geschäftsmodelle sowohl beim Handel als auch beim Rohstoffeinkauf auf Herstellerseite ermöglichen. Größere Stoffmengen wären sichtbar, könnten kumuliert angeboten und entsprechend größere Rohstoffbedarfe bedient werden. Die Nachfrage am Markt könnte genormt abgebildet und ggf. im Rahmen der jeweiligen nationalen und/oder europäischen Rechtssetzung mit betrachtet werden. Genormte Referenzverfahren und -materialien würden dazu beitragen, sicherzustellen, dass keine Gesundheits- und Umweltgefahren von den sekundären Rohstoffen ausgehen.

Darüber hinaus würden sie die Qualitätssicherung vereinfachen und ebenfalls einen Beitrag dazu leisten, die Hürden des Handels und die Verwendung von sekundären Rohstoffen zu senken. Normen und Standards, die beispielsweise (i) verwaltungstechnische und bürokratische Aufwände zur Einhaltung gesetzlicher Regulierungen zum Gesundheits- und Umweltschutz reduzieren, (ii) zur Steigerung der Qualitätssicherung beitragen und/oder das Vertrauen in die sichere Anwendung sekundärer Rohstoffe steigern, tragen zu einer nachhaltigen Etablierung einer Circular Economy bei. Normen und Standards unterstützen die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag beschriebene sozial-ökonomische Transformation der Wirtschaft durch eine sichere, nachhaltige und konkurrenzfähige Nutzung sekundärer Rohstoffe umzusetzen.



Wie geht es jetzt weiter?

Nach der Veröffentlichung der Normungsroadmap Circular Economy gilt es nun, die erarbeiteten Bedarfe aus den verschiedenen Themenfeldern in die Umsetzung zu bringen. Wie das konkret aussieht und welche Bedarfe in welcher Form und Zeitspanne umgesetzt werden, hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab. 
Wir halten Sie hier auf DIN.One über die aktuellen Geschehnisse auf dem Laufenden.

Auf den Unterseiten dieses Bereichs (siehe Navigation links) finden Sie Informationen über themenrelevante Projekte oder Veranstaltungen aus dem Bereich der Normung. 

  • No labels