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Circular Economy-Interessierte auf DIN.ONE

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Vor dem Hintergrund des bereits bestehenden und zunehmenden Ressourcenmangels und der Abhängigkeit von petrochemischen Rohstoffen wird die Steigerung der Energie-, Material- und Ressourceneffizienz immer wichtiger. Die Aktualität dieser Themen zeigt sich darin, dass sie in mehreren der von den Vereinten Nationen adressierten Zielen für eine nachhaltige Entwicklung aufgenommen wurden[1]. Die Circular Economy bietet dafür geeignete Lösungsansätze. In der Europäischen Union wird dies durch die vorgesehene Implementierung des Circular Economy Action Plan in der Rechtsetzung umgesetzt.[2]  Rohstoffe,  Materialien und Produkte, sollen so effizient eingesetzt und effektiv wie möglich genutzt werden, um eine nachhaltige, CO2-arme und ressourcenschonende Wirtschaft zu schaffen und zu garantieren.[3] Diese Transformation beinhaltet die Entwicklung von einer linearen hin zu einer zirkulären und vernetzten Form der Wertschöpfung.  Das übergreifende Ziel der Circular Economy ist die absolute Minderung des Ressourcenerbrauchs, die durch verschiedene Maßnahmen (ressourcenschonendes Design, effizienterer Umgang mit Ressourcen, Produktlebenszeitverlängerung etc.) erreicht werden soll sowie den schrittweisen Übergang auf die Nutzung erneuerbarer Energien. Das Ziel beinhaltet die wirtschaftliche Entwicklung und den Umfang des Ressourceneinsatz voneinander zu entkoppeln und durch die effizientere Nutzung und Wiederverwertung neuer Ressourcen im Anbetracht eines wachsenden Rohstoffmangels, die wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum gefördert werden, sowie damit einhergehende neue Arbeitsplätze zu schaffen und auf lange Sicht zu erhalten. 

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3 Infoboxen: Umsetzung von Circular Economy in anderen Ländern

Infobox die Niederlanden

Circular Economy in den Niederlanden

Die Niederlande gelten als weltweiter Vorreiter bei der Transformation zur Circular Economy; so liegt beispielsweise die Circular Material Use Rate (der Anteil recycelter Materialien in der Industrie) bei über 30% und damit mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Auch als rohstoffarmes Land haben die Niederlande bereits 2016 ein Kreislaufwirtschaftsprogramm entwickelt, zu dem 2019 auch ein konkretes Umsetzungsprogramm verabschiedet wurde. Dort wurde u.a. das konkrete Ziel einer Halbierung der Nutzung abiotischer primärer Rohstoffe bis zum Jahr 2030 definiert[1].  Dieses äußerst ambitionierte Ziel soll durch eine klare Fokussierung auf einzelne Wertschöpfungsketten (Ernährung/ Biomasse, Plastik, verarbeitende Industrie, Konsumgüter, Bausektor) mit im Detail ausgearbeiteten Transformationsagenden erreicht werden; hier verbunden beispielsweise mit dem Ziel einer vollständigen Nettoreduktion des Abflusses kritischer Rohstoffe aus den Niederlanden bis 2030 und der Entwicklung entsprechender Finanzierungsprogramme für die verarbeitende Industrie[2]. Die Grundlage der schon jetzt erreichten Erfolge ist einerseits ein sehr gut aufgestelltes Innovations-Ökosystem, u.a. mit Forschungseinrichtungen wie der TU Delft, die schon sehr früh interdisziplinäre und anwendungsorientierte Angebote zum Thema Circular Economy entwickelt hat. Zum anderen aber auch eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz für die Notwendigkeit einer Circular Economy, umgesetzt dann in nationale Konzepte wie die Green Deals [3], die auf regionaler Ebene die Aussetzung einzelner regulatorischer Hemmnisse ermöglicht, wenn sich dadurch signifikante Potentiale für die Circular Economy ergeben[4]. Hiervon haben speziell industrielle Symbiosen profitiert, die in Deutschland häufig an sehr kleinteiligen Vorgaben zur Abfallverbringung scheitern.

[1] https://www.government.nl/topics/circular-economy/circular-dutch-economy-by-2050

[2] https://www.ecologic.eu/sites/default/files/publication/2021/Langsdorf_Duin_Reduktion-Ressourcennutzung-NL.pdf

[3] tbd

[4] van Langen, S.K.; Passaro, R. The Dutch Green Deals Policy and Its Applicability to Circular Economy

Policies. Sustainability 2021, 13, 11683. https://doi.org/10.3390/su132111683

Infobox Frankreich

Circular Economy in Frankreich

Frankreich setzt stark auf das Thema Circular Economy, allerdings mit einem deutlich anderen Ansatz als beispielsweise in den Niederlanden. Das 2020 verabschiedete „Gesetz für den Kampf gegen Abfall und für die Circular Economy“ zielt stark auf regulatorische Vorgaben ab, die von der französischen Zentralregierung durchgesetzt werden[1]. Einwegkunststoffe sollen bis zum Jahr 2040 vollständig vom Markt verschwinden, bis 2025 soll eine 100% Recyclingquote für Kunststoffe erreicht werden. In vielen Bereichen nimmt das Gesetz die Hersteller in die Pflicht, beispielsweise durch ein extended producer responsibility (EPR) System  für Textilien; insgesamt wird es dann in Frankreich Vielfalt an EPR Systeme für unterschiedliche Produktgruppen geben. Hieraus soll sich in Zukunft auch ein Fonds finanzieren, der dann aktiv die Bildung von Reuse-Netzwerken fördern soll. Verboten wird auf der anderen Seite die Entsorgung noch gebrauchsfähiger Produkte, nachweisbare Versuche der geplanten Obsoleszenz von Produkten werden ebenfalls strafrechtlich verfolgt. Gleichzeitig gibt es Vorgaben für den Handel, dass beispielsweise nicht verkaufte Lebensmittel bei entsprechenden Initiativen abgegeben werden müssen. Mit einem verpflichtenden Reparierbarkeits-Index für elektronische Produkte sollen die VerbraucherInnen in die Lage versetzt werden, die Verlängerbarkeit der Lebensdauer in ihre Kaufentscheidungen einzubeziehen.

[1] https://emf.thirdlight.com/link/e9kl4x8ts2er-2za9sx/@/#id=0

Infobox China

Circular Economy in China

In China begann man sich bereits Ende der 1990er Jahre mit Fragen der Circular Economy (CE) zu beschäftigen. Hauptgründe für die Wichtigkeit dieses Themas sind die enorme Bevölkerungszahl von über 1.4 Milliarden, die begrenzte Ressourcen des Landes, die es möglichst effizient einzusetzen gilt und die schwerwiegenden negativen Auswirkungen auf Chinas Umwelt als Konsequenz der rapiden wirtschaftlichen Entwicklung seit der Öffnung des Landes Ende der 1970er Jahre.   

Im Jahr 2008 wurde das „Circular Economy Promotion Law“ veröffentlicht, das als den Kern von CE die 3 R-Strategien definiert, d.h. „Reduce“, „Reuse“ und „Recycle“. Das Hauptziel dieser frühen Phase der CE-Initiativen war es im Rahmen einer expansiven Wachstumsstrategie die Ressourcenproduktivität und insbesondere die Energieeffizienz zu steigern. Später traten zusätzlich Ziele wie die Steigerung der Zirkularität industrieller Systeme, insbesondere im Rahmen von Industrieparks, hinzu, mit dem Ziel diese in zirkuläre Öko-Industrieparks zu transformieren.

Die Entwicklungen zur CE werden in China stark von staatlicher Seite vorangetrieben und sind durch einen Top-down-Ansatz gekennzeichnet. Dennoch haben lokale Stellen auf Provinz-, Stadt und Kreisebene die Möglichkeit im Rahmen nationaler Politikvorgaben zu experimentieren und Lösungen zu finden, die den lokalen Gegebenheiten angemessen sind. Umgekehrt können dann lokal entwickelte Ansätze in Form von Demonstrationsprojekten verallgemeinert werden und weitere Anwendung in anderen Landesteilen oder auf nationaler Ebene finden. Im Unterschied zum europäischen Ansatz der CE mit einem Schwerpunkt auf Ressourceneffizienz und Abfallmanagement, wurde in China stets Umweltverschmutzung als wesentlicher Teil der CE angesehen.

Als Teil der CE-Entwicklung hat China Normen und Indikatorensysteme zur Messung der Produktivität wesentlicher Ressourcen wie fossiler Brennstoffe, Metalle, Mineralien und Biomasse entwickelt wie auch Indikatoren zu Recyclingraten und Aspekten der Recyclingindustrie. Normen gibt es in China u.a. für das zirkuläre Management und zur Leistungsbewertung von Industrieparks. Dazu kommen diverse Normen z.B. für Repair, Remanufacturing und Recycling für unterschiedliche Produktgruppen.

China trat bereits 1978 der ISO bei hat sich aber in den zehn letzten Jahren immer stärker in der internationalen Normung engagiert. Im Juli 2022 war die Standardization Administration of the People’s Republic of China (SAC) Mitglied in 811 ISO-Komitees von denen SAC in 76 Komitees das Sekretariat stellt und in 723 aktiv teilnimmt. Betrachtet man ausschliesslich Komitees auf den Gebieten Ressourcen und Materialien, dann zeigt sich auch hier, dass Normung auf diesen Gebieten einen hohen Stellenwert für China hat. Auf dem Gebiet „Erze und Metalle“ führt SAC 10 Sekretariat und nimmt an 52 Komitees aktiv teil, auf dem Gebiet „Nicht-metallische Materialien“ führt es 8 Sekretariate und nimmt an weiteren 34 Komitees aktiv teil. Auf Vorschlag Chinas wurden zudem zwischen 2015 und 2022 eine Reihe neuer technischer Komitees in der ISO gegründet, so im Jahr 2015 das technische Komitee „Seltene Erden“, 2018 „Karst“, 2020 „Lithium“. 

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