Projekttitel: Definition und Standardisierung der Kunststoffkompensation
deutscher Projekttitel | Definition und Standardisierung der Kunststoffkompensation |
englischer Projekttitel | Definition and standardisation of plastic offsetting |
Ideengeber*in:
Name | Ruth Kranenberg, Martin Hinteregger |
Organisation | WasteReduction Plus UG |
Adresse | Albrechtstraße 20a |
E-Mail (optional) | ruth@waste-reduction.de |
Telefon (optional) | +49 1573 644 5626 |
Website (falls vorhanden) | www.waste-reduction.de |
Wie sind Sie auf DIN-Connect aufmerksam geworden? | durch Ihren freundlichen Mitarbeiter Nico Kimpel |
Potenzielle Projektpartner*innen
- World Wildlife Fund Deutschland
- Deutsche Umwelthilfe
- Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Röchlingstiftung
- Circular Futures Netzwerk von Project Together
- Konsumgüterunternehmen
Abstract
Die Welt versinkt in Plastikmüll, daher hat sich ein ganz junger Markt herausgebildet der dem Problem mit Kunststoffkompensation entgegen treten möchte. Ziel ist, dass Unternehmen, die Kunststoff in Verkehr bringen, einen freiwilligen finanziellen Beitrag leisten können, damit in anderen Ländern im globalen Süden die Plastikmüllverschmutzung verringert werden kann. Die Art und Weise, wie das geschieht, was die Unternehmen leisten müssen, wie diese Leistung genannt wird ist völlig ungeklärt und unterschiedlich bei verschiedenen Umweltprojekten oder Kunststoffkompensations-Marklern. Die Medien beschreiben den Markt als "The Wild West of Plastic Credits". Unternehmen, die sich für diese äußerst wirkungsvolle, neue CSR-Möglichkeit interessieren, trauen dem Instrument noch wenig, weil diese unterschiedlichen Herangehensweisen zu hohe Reputationsrisiken bergen.
Eine Standardisierung würde Klarheit und Vertrauen in diesen Mechanismus schaffen und Stakeholdern eine einheitliche Sprache ermöglichen.
Innovationsgrad
Welche Situation liegt aktuell wie vor?
Es ist völlig ungeregelt, wie Kunststoffkompensation, Plastic Credits oder freiwilliges EPR für Kunststoffprodukte genutzt wird, wie es kommuniziert wird und welche Leistungen dahinter stecken. Aus diesen Gründen trauen sich Unternehmen bisher kaum, sich an diesem Instrument der Hebelung von Geldern für eine Verbesserung der globalen Müllsituation zu beteiligen. Auch Verbraucher*innen wissen nicht, welchem Claim oder Label sie trauen sollen und was es genau bedeutet.
Welche Bedarfe und Lösungen (aktueller Stand der Wissenschaft und Technik) liegen bei welchen Marktteilnehmern*innen vor?
Bisher gibt es verschiedene Einzellösungen. Zum Beispiel können Unternehmen sich "Plastikneutral" nennen, wenn sie für eine beliebige Menge Kunststoff, den sie in Verkehr bringen, eine Gebühr bezahlt haben, aber längst nicht den ganzen Kunststoff, den sie in Verkehr bringen. Für andere Anbieter bezieht sich der Begriff "plastikneutral" auf die Kompensation vom Plastikanteil einzelner Produkte und Verpackungen, die ein entsprechendes Label tragen. Kompensationsmaßnahmen können Clean-ups sein oder Recyclingaktivitäten im globalen Süden oder eine Mischung aus beidem. Auch die Vermeidung von der Produktion von Kunststoff wäre als Kompensationsmaßnahme denkbar, jedoch mit völlig anderen Kosten verbunden. Verbraucher*innen und Unternehmer*innen sind verwirrt.
Weshalb sind diese vorhandenen Lösungen nicht hinreichend genug?
Die Kunststoffkompensation, wenn sie eine standardisierte Bedeutung mit einer breit unterstützten Namensgebung hätte, wäre eine hervorragende Möglichkeit, die globale Plastikmüllverschmutzung zu bekämpfen. Stattdessen bekämpfen sich Umweltschutzorganisationen gegenseitig, weil sie sich in ihrer Umweltorientierung in der Auswahl der Maßnahmen stark unterscheiden. Nachhaltigkeitsmanager*innen von Unternehmen, die Verantwortung übernehmen würden, sorgen sich vor Greenwashing-Vorwürfen, durch die fehlende Standardisierung des neuen Finanzierungsmechanismus für die Bekämpfung der globalen Plastikmüllverschmutzung. Es ist außerdem nicht klar, wie die Höhe der Kompensationsmasse kontrolliert werden sollte. Diese Möglichkeit verliert daher ihr Potential.
Was ist der Fortschritt Ihrer Idee gegenüber dem Stand von Wissenschaft und Technik?
Der Finanzierungsmechanismus der Kunststoffkompensation bietet Unternehmen eine CSR-Maßnahme zur Umsetzung, die unseren Planeten nachhaltig vor Plastikmüll in der Natur schützen kann. Die Idee ist relativ neu, jedoch angesichts der stetig wachsenden Kunststoffproduktion ein wichtiger Beitrag zu wirksamem Umweltschutz. Das Warten auf die Politik zur Umsetzung staatlicher EPR-Systeme im globalen Süden dauert zu lange, weshalb die Kunststoffkompensation eine Übergangslösung sein kann, wenn sie breite Anerkennung und eine gemeinsame Definition findet.
Welche themenverwandten Standards, technische Regeln, Normenausschüsse, Gremien, Foren und Konsortien sind Ihnen bekannt bzw. existieren bereits?
Im Plastikbereich sind uns keine Standards bekannt.
Beschreibung der Vorarbeiten: Welche Vorarbeiten sind vor einer möglichen Standardisierung Ihrer Idee noch zu leisten und mit welchem zeitlichen Faktor rechnen Sie hierbei?
Ideensammlung zur Definition eines rechtssicheren Begriffes, der keine Greenwashingvorwürfe zulässt; Stakeholder-Dialog zu möglichen zulässigen Kompensationsmaßnahmen. Die Vorarbeit sollte bis März abgeschlossen sein.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Ihrer Idee und dem von Ihnen ausgewählten DIN-Connect Themenschwerpunkt?
Die Idee fällt in den Bereich der Circular Economy, weil sie die Finanzierung von Abfallmanagement in Ländern ermöglicht, die für die größte Umweltverschmutzung durch Plastikmüll verantwortlich sind.
Nutzen und Ziele
Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer Idee?
Ziel ist es, Umweltschutz gegen die globale Plastikmüllverschmutzung zu ermöglichen und dabei ein einheitliches Verständnis zu Kompensationsbemessung, Begrifflichkeiten und zulässige Kompensationsmaßnahmen zu schaffen.
Welchen Nutzen generiert Ihre Innovation für welche Zielgruppen?
Nutzen entsteht für Unternehmen, die Kunststoff kompensieren wollen. Sie müssen keine Vorwürfe mehr fürchten und können Teil der Lösung sein, statt des Problems.
Verbraucher*innen verstehen die CSR-Maßnahme und können gezielt Umweltschutz unterstützen.
Vorbildliche Umweltschutzprojekte werden durch das Einfordern von Mindeststandards bei der Projektumsetzung entlastet und geraten nicht unter Preisdruck. Gleichzeitig kann gewährleistet werden, dass Umweltschutzmaßnahmen, die durch die Kompensation finanziert werden sinnvoll sind, also z.B. in den Aufbau von Abfallmanagement zu investieren, statt ausschließlich Müll am Strand zu sammeln.
Wer profitiert von Ihrer Idee und dem daraus entwickeltem Standard?
Es profitieren die genannten Gruppen aber vor allem unser Planet.
Wie werden die Ergebnisse nach Projektabschluss verwertet?
Die Norm kann von allen beteiligten Organisationen und Unternehmen kommuniziert werden und kann dann Grundlage für einen neuen Nachhaltigkeitsstandard werden.
Skizzieren Sie bitte die europäische/internationale Bedeutung
Der neue Nachhaltigkeitsstandard hat das Potential auch andere europäische Märkte zu erobern.
Skizzieren Sie bitte die Markt- und gesellschaftliche Relevanz
Die Definition der Kunststoffkompensation kann den frisch entstandenen Markt strukturieren und eine Norm das nötige einheitliche Verständnis schaffen, sodass Unternehmen sich an der Kompensation beteiligen und wie "Fairtrade" oder "Bio" ein Kaufkriterium zur Verbesserung unseres globalen Zusammenlebens entstehen kann.
Kompetenzen und Ressourcen
WasteReduction hat bereits eine Definition der Kunststoffkompensation, die wir vorschlagen möchten. Der Weiteren kennen wir alle Ansprechpartnern in den relevanten Organisationen. Zeitliche Ressourcen von 4 h pro Woche sind vorhanden. Bisher haben wir unsere Partnerorganisationen noch nicht explizit gefragt, da dieses Vorhaben für uns von einer Förderung abhängig ist. Der Bedarf eines gemeinsamen Verständnisses geht jedoch aus Publikationen der Röchlingstiftung und des WWF hervor. Bestrebungen der Ministerien, privates Kapital für die SDG-Finanzierung zu hebeln sind groß, weshalb hier eine Mitwirkung wahrscheinlich erscheint. Kontakte in die Ministerien bestehen bereits durch den Ministeriumshintergrund der Ideengeberin.
Standardisierungsscope/Anwendungsbereich
Der Standard definiert Anforderungen an die Bemessung und Kontrolle der Kunststoffkompensation bei teilnehmenden Unternehmen, die Definition einer zulässigen Mittelverwendung der Kunststoffkompensation (Art des Umweltimpacts und seine Effizienz für eine dauerhafte Problemlinderung) und regelt eine angemessene Begrifflichkeit für die Bezeichnung von gezahlter Kompensation bzw. für Produkte, für deren Kunststoffmenge eine Kompensation gezahlt wurde.