Projekttitel: Bilanzierung von Klimagas-Emissionen auf Flächen
deutscher Projekttitel | Bilanzierung der Treibhausgasemissionen von Kommunen |
englischer Projekttitel | Balancing the greenhouse gas emissions of municipalities |
Ideengeber*in:
Name | Dr. Manfred Kircher |
Organisation | KADIB - Kircher Advice in Bioeconomy |
Adresse | Kurhessenstr. 63 |
E-Mail (optional) | kircher@kadib.de |
Telefon (optional) | 06995104772 |
Website (falls vorhanden) | www.kadib.de |
Wie sind Sie auf DIN-Connect aufmerksam geworden? | Ich bin derzeit an der Normung "Kreislaufwirtschaft" beteiligt und wurde von Frau Trawnitschek auf DIN-Connect aufmerksam gemacht. |
Potenzielle Projektpartner*innen
Die vorgeschlagene Normung wird von Vertretern von Kommunen, Forschungsinstituten und Unternehmen unterstützt. Verpflichtendende Erklärungen zur Mitarbeit an der Normung als Projektpartner*in werden nach Annahme des Vorschlags durch DIN vereinbart.
- Dr. Manfred Kircher - freiberuflicher Berater bei Kircher Advice in Bioeconomy (KADIB); Mitglied des Aufsichtsrats der Rhein-Main-Abfall GmbH; Mitglied des Beirats Nachhaltige Bioökonomie der Landesregierung Baden-Württemberg
- Benjamin Gugel - Umwelt und Energiemanagement; ifeu-Institut gGmbH
- Prof. Rüdiger Schaldach - Universität Kassel, Institute for Sustainability - Forschungsgruppe Globale und Regionale Dynamiken
- Michael Carus - Geschäftsführer nova-Institut GmbH; Initiator der Renewable Carbon Initiative
- Peter Paul Thoma - Ingenieur- & Sachverständigenbüro (Energieberatung)
Dr. Katja Landgraf - Geschäftsführung Slitisa Consulting GmbH (u.a. Zertifizierungsberatung)
- Bernhard Schwager - Vorstand Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik – EBEN Deutschland e.V. (DNWE)
- Dr. Julian Langner - Stadtverordneter in Frankfurt am Main; Vorsitzender des Umweltausschusses der Stadtverordnetenversammlung
- Dr. Joachim Glasenapp - AQUACON Ingenieurbüro für Siedlungswasserwirtschaft; Mitglied des Aufsichtsrats der Rhein-Main-Abfall GmbH
- Prof. Joachim Fetzer - Stadtverordneter Maintal
- Weitere.... einige Anfragen sind noch nicht beantwortet.....
Abstract
Die Anforderungen an eine transparente und vollständige Bilanzierung von Treibhausgasemissionen von Kommunen und übergeordneten Verwaltungseinheiten sollen normiert werden. Die Anwendung der Norm soll erreichen, dass Emissionsquellen vollständiger und transparenter als bisher berichtet werden. Zielgruppen sind Behörden, die die Bilanzierung in Auftrag geben und Auftragnehmer (Behörden, Institute, Unternehmen), die die Bilanzierung durchführen.
Innovationsgrad
Welche Situation liegt aktuell wie vor?
Kommunen (Kreise, Städte, Gemeinden) und übergeordnete Verwaltungseinheiten verursachen Treibhausgas-Emissionen direkt auf ihrer eigenen Fläche und indirekt durch Importe, die Treibhausgas-Emissionen außerhalb verursachen. Die Bilanzierung dieser direkten und indirekten Emissionen ist komplex und nicht genormt. Normungsbedarf ergibt sich deshalb, weil die gängige Methodik (BISKO; ifeu-Institut) bestimmte Emissionen, die auf der Fläche einer Kommune freiwerden, nicht dieser Fläche, sondern vorgelagerten Wertschöpfungsketten andernorts oder Tätigkeiten außerhalb der Kommune zuweist. Dies gilt u.a. für lokale Müllheizkraftwerke, deren erhebliche Emissionen aus der Verbrennung von fossilem Restmüll von Kommunen nicht berichtet werden. Die Begründung liegt darin, dass der fossile Brennstoff im Restmüll vorwiegend Kunststoffe sind, deren Emissionspotential als von der Chemieindustrie mit deren SCOPE3-Emission bereits berichtet gilt. Dies ist zwar sachlich richtig, führt aber in der Treibhausgas-Bilanz der betroffenen Kommunen zu der beschriebenen Berichtslücke. Ein weiteres Beispiel sind die ebenfalls erheblichen Emissionen der Klimatisierung von an Flughäfen stehenden Flugzeugen, die nicht der Fläche des Flughafens bzw. der Kommune, sondern dem Flugbetrieb zugeordnet werden und die deshalb in der Emissionsbilanz der Kommune ebenfalls nicht berichtet werden. Weitere Berichtslücken bleiben durch die Normungsarbeit zu identifizieren. Die auf der Fläche einer Kommune direkt freiwerdenden Treibhausgasemissionen werden auf diese Weise nicht so transparent und vollständig berichtet, wie es notwendig wäre. Eine praktische Auswirkung ist, dass für Emissionen, die in der Bilanz von Kommunen nicht berichtet werden, der Anreiz zu ihrer Reduktion fehlt. Das ist die entscheidende Motivation, diese Normung anzustreben.
Welche Bedarfe und Lösungen (aktueller Stand der Wissenschaft und Technik) liegen bei welchen Marktteilnehmern*innen vor?
Politik, öffentliche Verwaltung sowie kommunale und private Unternehmen benötigen eine vollständige und transparente Statistik der auf den Flächen ihrer Kommunen bzw. übergeordneten Verwaltungseinheiten direkt freiwerdenden Treibhausgas-Emissionen. Deren qualitative und quantitative Messung ist Stand der Wissenschaft und Technik. Die Lösung liegt in der Normung der Bilanzierungssystematik von Treibhausgas-Emissionenen. Welche Datensets dafür verwendet werden, bzw. nach welchen Kriterien diese ausgewählt werden, soll ebenfalls Teil der Normierung sein.
Weshalb sind diese vorhandenen Lösungen nicht hinreichend genug?
Die derzeitige Bilanzierungssystematik führt dazu, dass Kommunen und übergeordnete Verwaltungseinheiten Daten zu direkten Emissionen auf ihrer Fläche fehlen, weil diese Emissionen Quellen außerhalb zugeordnet werden. Für diese Emissionsquellen fehlt damit ein entscheidender Baustein für die Planung von Klimaschutzmaßnahmen durch Politik, öffentliche Verwaltung sowie kommunale und private Unternehmen. Auch die für die Erreichung der öffentlichen Akzeptanz solcher Maßnahmen notwendige transparente Information der Öffentlichkeit leidet. Als Ergebnis entsteht die Gefahr, dass die betreffenden lokalen Emissionsquellen übersehen und Maßnahmen zur Reduktion dieser Emissionen vernachlässigt werden.
Was ist der Fortschritt Ihrer Idee gegenüber dem Stand von Wissenschaft und Technik?
Der Fortschritt liegt in der vollständigen und transparenten Bilanzierung von Treibhausgas-Emissionen auf Flächen von Kommunen und übergeordneten Verwaltungseinheiten.
Welche themenverwandten Standards, technische Regeln, Normenausschüsse, Gremien, Foren und Konsortien sind Ihnen bekannt bzw. existieren bereits?
Viele Kommunen in Deutschland verwenden für ihre Treibhausgas-Bilanzierung die vom ifeu-Institut entwickelte "Bilanzierungssystematik kommunal (BISKO)", die ausdrücklich keinen Standard darstellt und die zu verwendenden Datengrundlagen und die Verarbeitung der Daten nicht definiert. BISKO stellt eine geeignete Ausgangsbasis für die hier vorgeschlagene Normung dar.
Eine Recherche zu themenverwandten ISO-, CEN und DIN- Dokumenten hat die folgenden Dokumente ergeben. Der hier vorgeschlagenen Normung kommt der Standard DIN EN ISO 14064-1:2019-06 am nächsten. Er normiert, wie die Treibhausgas-Emissionen auf Organisationsebene, aber nicht für komplexere Strukturen wie die einer Kommune oder von Regionen, strukturiert erfasst werden und bietet den Rahmen zur Treibhausgas-Bilanzierung und ihrer Verifizierung. Dieser Standard soll bei der hier vorgeschlagenen Normung berücksichtigt werden.
Eine Norm zur Bilanzierung von Klimagas-Emissionen auf Flächen (von Kommunen und Verwaltungseinheiten) fehlt.
• ISO 14064 Treibhausgase - Teil 1: Spezifikation mit Anleitung zur quantitativen Bestimmung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen und Entzug von Treibhausgasen auf Organisationsebene
• ISO 14067 Treibhausgase - Carbon Footprint von Produkten - Anforderungen an und Leitlinien für Quantifizierung
• CEN/TS 17378 Intelligente Verkehrssysteme Städtische IVS Luftqualitätsmanagement in urbanen Gebieten
• ISO 14004:2016 Umweltmanagementsysteme –Allgemeine Leitlinien zur Verwirklichung
• ISO37101:2016 (Entwurf) Nachhaltige Entwicklung von Kommunen – Managementsystem für nachhaltige Entwicklung– Anforderungen mit Anleitung für die Anwendung
• DIN SPEC 91468 (Entwurf) Leitfaden für ressourceneffiziente Stadtquartiere
• DIN SPEC 91436 Referenzmodell zum betrieblichen Abfall- und Wertstoffmanagement ausgerichtet an einer Vision "Zero Waste"
Beschreibung der Vorarbeiten: Welche Vorarbeiten sind vor einer möglichen Standardisierung Ihrer Idee noch zu leisten und mit welchem zeitlichen Faktor rechnen Sie hierbei?
AP 1 Zusammenstellung einer sachkundigen Arbeitsgruppe
AP 2 Konsensbildung über Ziel, zu bilanzierende Treibhausgase, zu betrachtende Datensets bzw. Kriterien für deren Auswahl, Vorgehensweise und Zeitplan der Normierung
Es wird mit einem Zeitbedarf von je 2 Monaten für AP 1 und AP 2 gerechnet. Beide AP sind im Roadmap Planner berücksichtige (s.u.)
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Ihrer Idee und dem von Ihnen ausgewählten DIN-Connect Themenschwerpunkt?
Die Stadt der Zukunft soll entsprechend der Novellierung des Klimaschutzgesetzes von 2021 bis 2045 klimaneutral sein. Für die Erreichung dieses Ziels müssen Treibhausgasquellen auf der Fläche einer Kommune und solche, die außerhalb durch Importe verursacht werden, so reduziert oder modifiziert sein, dass sie nicht mehr zur Akkumulation von Treibhausgasen in der Atmosphäre beitragen. Das betrifft insbesondere, aber nicht nur, Treibhausgasemissionen aus fossilen Quellen. Spätestens 2045, wenn es darum geht die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre wieder auf das vorindustrielle Niveau abzusenken, müssen auch biogene Treibhausgase betrachtet und bilanziert werden. Es bleibt deshalb im Zuge der Normung zu entscheiden, ob auch biogene Emissionen in die Bilanzierungssystematik einbezogen werden, auch wenn sie unter Verweis auf den natürlichen Kohlenstoffkreislauf als klimaneutral gelten. Damit die notwendigen Maßnahmen von Politik, öffentlicher Verwaltung, privaten Unternehmen, Hauseigentümern etc. geplant und umgesetzt werden können und ihre Wirksamkeit gemessen werden kann, ist die vollständige und transparente Kenntnis der Treibhausgasquellen und -emissionen notwendig. Auch für die gesellschaftliche Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen ist eine transparente und vollständige Datenlage zu Treibhausgasemissionen einer Kommune oder Verwaltungseinheit eine Grundvoraussetzung.
Nutzen und Ziele
Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer Idee?
Es ist das Ziel, allen Akteuren, die an Klimaschutzmaßnahmen von Kommunen und übergeordneten Verwaltungseinheiten beteiligt sind bzw. beteiligt werden müssen, eine transparente und vollständige Datenbasis der Treibhausgasemissionen auf ihren Flächen zur Verfügung zu stellen.
Welchen Nutzen generiert Ihre Innovation für welche Zielgruppen?
Die transparente und vollständige Datenbasis der Treibhausgasemissionen ermöglicht es Politik, öffentlicher Verwaltung, privaten Unternehmen, Haus- und Grundstückseigentümern, Investoren etc. klimarelevante Emissionsquellen zu erkennen, zu bewerten und bezüglich Klimaschutzmaßnahmen zu priorisieren. Alle Akteure einschließlich der Öffentlichkeit haben den Nutzen, ausgehend von dieser Datenbasis gesellschaftliche Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen erreichen zu können.
Wer profitiert von Ihrer Idee und dem daraus entwickeltem Standard?
Kommunen sind verdichtete Stätten des Wohnens, der Wirtschaft, der Erholung, der Kultur etc.. Alle diese Funktionen bzw. ihre Nutzer leiden unter dem Klimawandel und tragen zugleich in unterschiedlichem Maß durch die Emission von Treibhausgasen zu ihm bei. Die vorgeschlagene Bilanzierung von Treibhausgasen ermöglicht es, Maßnahmen für den Klimaschutz zielgerichteter als bisher zu planen, weil alle, auch die bisher auf kommunaler Ebene nicht transparent berichteten Emissionsquellen, einbezogen werden. Insofern profitiert die Kommune mit allen Bewohnern insbesondere als Wohnort und als Standort für Wirtschaft und Kultur von dem neuen Standard, wenn auf dessen Basis effiziente Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden.
Wie werden die Ergebnisse nach Projektabschluss verwertet?
Die neue Norm wird maßgeblichen Akteuren bekannt gemacht. Dazu gehören Bundes- und Landesministerien (insb. Umwelt), Regierungspräsidien, Ämter (Bundesumweltamt u.a.), Multiplikatoren (Regionalverbände, NGOs), Initiativen (NetZeroCities u.a.), öffentliche Verwaltung (Umweltdezernate, kommunale Klimaschutzbeauftragte u.a.), Abgeordnete u.a.. Es wird erwartet, dass die Norm sich mit ihren Fortschritten bezüglich Transparenz und Vollständigkeit bundesweit durchsetzt.
Skizzieren Sie bitte die europäische/internationale Bedeutung
Die beschriebenen Lücken der Bilanzierung nach dem Stand der Technik bestehen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und international. Die vorgeschlagene neue Norm wird deshalb über Deutschland hinaus anwendbar sein und dort dieselbe positive Auswirkung auf Klimaschutzmaßnahmen entfalten, wie sie in Deutschland erwartet werden.
Skizzieren Sie bitte die Markt- und gesellschaftliche Relevanz
Klimaschutzmaßnahmen sind investitionsintensiv und stellen einen großen, stark wachsenden Markt dar. Die neue Norm unterstützt die Investoren, ihre Mittel in Maßnahmen hoher Klimaschutzwirkung zu lenken. Dies ist aus zwei Gründen von hohem gesellschaftlichen Interesse: Erstens zwingt die knappe Frist bis zur Erreichung der Klimaneutralität im Jahr 2045 zur Konzentration auf die wirksamsten Maßnahmen und zweitens erfordert auch der Wettbewerb der für den Klimaschutz notwendigen Finanzmittel mit anderen öffentlichen und privaten Investitionsfeldern die Fokussierung auf kosteneffiziente Maßnahmen. Die neue Normung unterstützt die Priorisierung von Klimaschutzmaßnahmen und die Messung ihrer Wirksamkeit.
Kompetenzen und Ressourcen
Besondere technisch/wissenschaftliche Expertise für die Erarbeitung der Normung bringen Benjamin Gugel (ifeu), der an der Entwicklung der BISKO-Methodik beteiligt war, Prof. Rüdiger Schaldach (Treibhausgas-Emissionen aus Landnutzung wie Agrarwirtschaft, Flächenversiegelung etc.), Michael Carus (nova-Institut, Renewable Carbon Initiative), Peter Paul Thoma (Sachverständiger für Energieberatung), Dr. Katja Landgraf (Auditor für ISO 9001 und IATF 16949, Quality Systems Manager) und Manfred Kircher (Mitglied der AG Normung der Kreislaufwirtschaft bei DIN) mit. Darüberhinaus bringen die o.g. Unterstützer Kenntnisse über die Verwaltungsabläufe in Kommunen und Unternehmen mit, die ebenfalls zur Normung beitragen. Verpflichtende Erklärungen zur Mitarbeit an der Normung und zur Verfügungstellung der notwendigen Ressourcen werden nach Annahme des Vorschlags durch DIN und Klärung der notwendigen Ressourcen mit DIN vereinbart. Es wird davon ausgegangen, dass bei Annahme des Normungsvorschlags durch DIN weitere kompetente Partner gewonnen werden können (z.B. von kommunalen Behörden), die ein unmittelbares Interesse daran haben, die Normung mitzugestalten.
Standardisierungsscope/Anwendungsbereich
Der Standard behandelt die Anforderungen an eine transparente und vollständige statistische Bilanzierung von Treibhausgasen, die auf der Fläche von Kommunen oder übergeordneten Verwaltungseinheiten direkt emittiert werden sowie von Treibhausgasen, die durch den Import von Dienstleistungen, Energien oder Produkten verursacht und andernorts emittiert werden. Zielgruppen sind Behörden, die die Bilanzierung in Auftrag geben und Auftragnehmer (Behörden, Institute, Unternehmen), die die Bilanzierung durchführen.
Darüberhinaus kann die Norm auch für private Flächeninhaber wie z.B. Industrieparks Anwendungspotential haben.