Das zweite Umsetzungsjahr der Normungsroadmap Circular Economy

Liebe Circular Economy Community, 

zu Beginn des Jahres 2025 möchten wir unsere Wertschätzung für Ihre Unterstützung und Ihr Engagement im Jahr 2024 ausdrücken. Ihre aktive Mitwirkung war von zentraler Bedeutung, um im zweiten Umsetzungsjahr der Normungsroadmap Circular Economy bedeutende Fortschritte zu erzielen. Das vergangene Jahr war geprägt von erfolgreichen Entwicklungen und wichtigen Meilensteinen. Gemeinsam konnten wir zahlreiche Umsetzungsmaßnahmen vorantreiben und wesentliche Grundlagen für eine nachhaltige Circular Economy schaffen. 

Wir haben nach der Veröffentlichung der Roadmap alle 221 Normungsbedarfe den passenden Gremien zugeordnet und dort vorgestellt. 98% der Bedarfe sind nun in der weiteren Bearbeitung in den Gremien, bei 51% der Bedarfe ist klar, wie das weitere Vorgehen ist. Was wir genau darunter fassen, sehen Sie in den Graphiken je Arbeitsgruppe:

Stand je Arbeitsgruppe

• Es gab vor allem Fortschritte im Bereich
  • Bauwerke und Kommunen (6 neue Working Groups zu zirkulären Themen auf europäischer Ebene (CEN) gegründet siehe hier)
  • Textilien (Abgleich mit den neuen Aktivitäten in der CEN/TC 248/WG 39 "Circular Economy für textile Produkte und die textile Wertschöpfungskette")
  • und Digitalisierung, Geschäftsmodelle & Management (Gründung von Ad Hoc Groups unter dem neuen CEN/TC 473 "Circular Economy")
  • 26 Bedarfe sind bereits durch Standardization Requests konkret als Projektumsetzung geplant (AG Kunststoffe und AG Batterien, AG Digitalisierung (DPP))
• Es gab keine Fortschritte im Bereich
  • Verpackungen (bereits volles Arbeitsprogramm)
  • Batterien (bereits durch BatterieVO und Standardization Requests abgedeckt)
  • Keine Fortschritte für „Abgelehnte Bedarfe“
  • Horizontale Bedarfe zu Sammlung & Sortierung sind weiterhin offen

Wir bemühen uns kontinuierlich, alle Bedarfe weiter voranzubringen.

Mit dem Inkrafttreten der neuen europäischen Ökodesignverordnung (Ecodesign for Sustainable Product Regulation, ESPR) werden nun auch auf die Produktgremien in DIN und DKE zukünftig verstärkt in die Umsetzung von spezifischen Normen gehen. 

Hieraus und aus der Rahmenverordnung zum Ökodesign wird im neuen Jahr mit produktspezifischen Anforderungen von der Europäischen Kommission zu rechnen sein. Diese werden von uns und den internationalen und europäischen Normungsgremien koordiniert, um eine konsistente und harmonisierte Umsetzung der ESPR-Anforderungen zu gewährleisten. Folgende Graphik zeigt die Entwicklung des Ökodesign-Rechtsrahmens:

Unter den ersten Produkten befinden sich auch elektronische und kommunikationstechnische Waren. Damit ist vor allem das Arbeitsfeld der DKE betroffen. Internationale Arbeiten in der IEC zur Erstellung eines CO₂-Fußabdrucks (IEC 63372, CDV), zur Materialeffizienz (IEC 63591, NP; IEC 63395, CDV) und Materialdeklaration (ISO/IEC 82474-1, FDIS) sowie zur Aufstellung von Produktkategorieregeln und produktspezifischen Regeln (IEC 63366, FDIS) befinden sich kurz vor der Veröffentlichung oder sind bereits auf dem Weg gebracht worden. Federführend ist hierbei das IEC TC111 "Environment", welches horizontale, teils verbindliche Normen für die elektrotechnische Normung bereitstellt. Die Produkt(gruppen)spezifische Umsetzung obliegt dann den jeweiligen Gremien. 

Ein bedeutender Schritt wird die Umsetzung des Normungsmandates zum Digitalen Produktpass sein. Im neuen CEN-CLC JTC24 "Digitaler Produktpass" werden hierzu Normen zur Struktur und zum Austauschformat der neuen Produktpässe erarbeitet.

Unser strategisches Engagement in 2024

Vor allem Bedarfe zu Querschnittsthemen der Circular Economy haben wir strategisch vorangebracht:

• Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie wurde im Dezember 2024 verabschiedet. Hier ist die Normung als Instrument, aber auch Bedarfe zur Umsetzung aus der Roadmap, extrem präsent. Wir beteiligen uns weiter aktiv an der Umsetzung, sobald das Vorgehen bei der Bundesregierung dazu klar ist. Ein Abgleich der Bedarfe und den Inhalten der NKWS wird aktuell erarbeitet. Wir halten Sie dazu auf dem Laufenden.

Standards und Normen schaffen Verlässlichkeit, Vergleichbarkeit und Grundanforderungen an Methoden, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen. Sie sind zentral für die Qualität und Akzeptanz zirkulärer Produkte – national wie international. Dies gilt in besonderem Maße für Sekundärrohstoffe. Wer Standards setzt, sichert sich auch bessere Chancen in internationalen Märkten und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit. Angesichts der industriepolitischen Relevanz, der globalen Vernetzung der Wertschöpfungsketten und der Exportorientierung der deutschen Industrie kommt daher auch der Normensetzung auf europäischer und internationaler Ebene und der Beteiligung der nationalen Akteure an den entsprechenden Normungsprozessen eine hohe Bedeutung zu. Die Normungsroadmap CIRCULAR ECONOMY, die DIN, DKE und VDI gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft entwickelt haben, ist ein wichtiger Grundstein. NKWS, Kapitel 8

• Das Querschnittsthema "Recyclingfähigkeit" wurde systematisch thematisiert. Hier fand eine Workshopserie mit überragender Beteiligung statt (>120 Teilnehmende). Die Ergebnisse werden nun in verschiedenen Normungsgremien eingebracht.
  

Unsere Projekt-Highlights 2024

• Die Adhoc-Gruppe "Circular Economy & Nachhaltigkeitsberichterstattung" hat von Juli - Okt. eine erste Validierung der aufgeführten Normen zu ESRS E 5 Resource use & Circular Economy" durchgeführt. Die Ergebnisse werden bei dem geplanten europäischen Gemeinschaftsprojekt von EFRAG und CEN/CENELEC eingebracht, Projektstart voraussichtlich Februar 2025.
• Die Adhoc-Gruppe "Integration Circular Economy in DIN/TS 35807 Leitfaden zur Lebenswegbetrachtung nach DIN EN ISO 14001" hat von von Juli - Sept. einen Vorschlag zur Ergänzung der DIN/TS 35807 um Circular Economy Aspekte erarbeitet. Eine Entscheidung über die Revision der DIN/TS 35807 wird für Ende Januar 2025 erwartet.

• Der dt. Normungsvorschlag CEN/TS „Praktische Informationen und Anleitung für die Umsetzung der ISO 59004  in Europa"  wurde Ende August angenommen und wird in der CEN/TC 473/WG 1 “EU Circular Economy Terminology, Framework & Principles” (Sekretariat DIN) erarbeitet.

• Der dt. Normungsvorschlag für eine europäische Norm EN “Produktbezogene Daten und Informationsaustausch entlang von Wertschöpfungsnetzen” wurde Ende November angenommen und wird in der CEN/TC 473/WG 2 “Information sharing” (Sekretariat DIN) erarbeitet.

• Die europäische Arbeitsgruppe CEN/TC 473/WG 3 „Extended producer responsibility“ wurde eingerichtet um den schwedischen Normungsvorschlag NWIP “Anwendung der erweiterten Herstellerverantwortung auf Produkte oder Materialien” auszuarbeiten.

• Der frz. Normungsvorschlag CEN/TS „Leitfaden für die Umsetzung von ISO 59010 unter Berücksichtigung der europäischen Politik und Vorschriften“ wurde Ende August angenommen und wird in der CEN/TC 473/WG 4 „Business models“ (Sekretariat Frankreich) erarbeitet.

Bei Fragen oder Interesse an der Mitarbeit wenden Sie sich gern an die untenstehenden Kontakte!

Unsere Veranstaltungs-Highlights in 2024   

• Horizontale Circular Economy Normung:  Das neue CEN/TC 473 im Fokus zusammen mit der BDI-Initiative Circular Economy
• Normung für die Recyclingfähigkeit von Produkten und Materialien mitgestalten
• Workshop zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) - Fokus Textilien zusammen mit dem Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. und in Kooperation mit dem WWF
• Klimafrühstück zum Thema "Circular Economy – Bedeutung der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie für erneuerbare Energiesysteme"

Und jetzt einen guten Start ins neue Jahr vom Circular Economy Team!