Projekttitel: Anforderungen an die hygienische Aufbereitung und Wiederbereitstellung von Kunststoff-Mehrwegverpackungen



deutscher ProjekttitelAnforderungen an die hygienische Aufbereitung und Wiederbereitstellung von Kunststoff-Mehrwegverpackungen
englischer ProjekttitelRequirements for the hygienic reprocessing and reuse of reusable primary plastic packaging



Ideengeber*in:


NameDr. Anika Oppermann
OrganisationMehrwegverband Deutschland e.V.
Adressec/o André Lang-Herfurth, Moorweidenstr. 7, 20148 Hamburg
E-Mail (optional)anika.oppermann@mehrwegverband.de
Telefon (optional)

015736279125

Website (falls vorhanden)www.mehrwegverband.de
Wie sind Sie auf DIN-Connect aufmerksam geworden?Benjamin Hein (DIN)

Potenzielle Projektpartner*innen


Zugesagt haben folgende Projektpartner:innen:

Mehrwegsystembetreibende:

  • Fabian Barthel, VYTAL Global GmbH
  • Miriam Schwerdtner, VYTAL Global GmbH
  • Juliane Spieker, PFABO GmbH
  • Michael Kappler, sykell GmbH
  • Anna Bergmann, Recup GmbH
  • Thorben Bechtoldt, reCIRCLE (vertreten durch Elithro GmbH)
  • Tatiana Tsarkova, CU Mehrweg GbR
  • Katrin, rezzeat GmbH
  • Matthias Potthast, Relevo GmbH

Hersteller von Kunststoff-Mehrwegverpackungen und anderen Kunststoffteilen:

  • Michael Weinert, Crafting Future GmbH
  • Lena Lübbe, Crafting Future GmbH
  • Marlene Bruch, PIZZycle GmbH
  • Markus Grabher, FRIES Kunststofftechnik GmbH

Reinigungsdienstleister:

  • Sven Döding, Mehrwegkonzepte Service GmbH (auch gleichzeitig Mehrwegsystembetreibender)
  • Dirk Lienkämper, PROFIMIET GmbH

Hersteller von Spülmaschinen:

  • Verena Wiedenhöfer, Hobart GmbH
  • Markus Gessler, Winterhalter Deutschland GmbH
  • Thomas Näger, MEIKO Maschinenbau GmbH & Co. KG

Hersteller von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln

  • Marion Zwingenberger, Ecolab Deutschland GmbH
  • Mareike Lohmann, Chemische Fabrik Dr. Weigert GmbH & Co. KG

Weitere potenzielle Projektpartner:innen sind angefragt.

Abstract


In unterschiedlichen Bereichen des täglichen Lebens werden Bedarfsgegenstände eingesetzt, welche mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Dies umfasst u.a. Verpackungen und Geschirr. Neben Einweglösungen werden aktuell verstärkt Mehrwegalternativen entwickelt und angeboten. Auslöser ist neben einem erhöhten Umweltbewusstsein der Verbraucher*innen auch die ab 2023 geltende Mehrwegangebotspflicht für Speisen und Getränke im Außer-Haus-Verzehr. Für das hygienische Spülen und Wiederbereitstellen solcher Mehrweg-Gegenstände mit Lebensmittelkontakt gibt es unterschiedliche Normen und Richtlinien, welche dazu dienen sollen ein optimales hygienisches Ergebnis zu erzielen und somit eine Gesundheitsgefährdung bei der Wiederverwendung auszuschließen. 

Speziell im To-Go-Geschäft werden verstärkt Kunststoffbehälter (Bowls, Becher, Dosen, …) eingesetzt. Kunststoff hat gegenüber anderen möglichen Materialien (Porzellan, Glas, Metall, …) diverse Vorteile. Speziell in hygienerelevanten Bereichen wie Kratzfestigkeit und Abtrocknungsverhalten unterscheidet sich Kunststoff aber sehr stark von den Materialalternativen. Die existierenden Normen und Richtlinien sind aber überwiegend bezüglich des Spülgutmaterials nicht spezifiziert sondern offen gehalten. 

Hier setzt das geplante Projekt an: Ziel ist, die Normierung für ein hygienisches Aufbereiten und Wiederbereitstellen (d.h. Spülen, Trocknen, Desinfizieren, Prüfen, Lagern) gezielt auf Mehrwegverpackungen und deren Materialklasse Kunststoff anzupassen, mit passgenauen materialspezifischen Vorgaben je nach eingesetztem Kunststoff. Einfließen sollen die unterschiedlichsten gängigen Nutzungsszenarien je nach Art der Behälter und des abzupackenden Füllguts sowie nach Art der zu betrachtenden Branchen.  

Aus den verschiedenen Einflussgrößen werden Testszenarien entwickelt, diese auch möglichst praxisnah durchgeführt und die sich ergebenden Kontaminationsszenarien bestimmt. Hieraus werden anschließend Empfehlungen abgeleitet, wie Kunststoffgegenstände zu handhaben sind, um optimale hygienische Ergebnisse zu erzielen.

Innovationsgrad


Welche Situation liegt aktuell wie vor?

Durch die ab 01.01.2023 geltende Angebotspflicht für Mehrwegverpackungen wird Mehrweggeschirr bei Speisen und Getränken zum Außer-Haus-Verzehr in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen. Auch außerhalb des Außer-Haus-Verzehrs existieren bzw. entwickeln sich Mehrwegsysteme für Primärverpackungen für Lebensmittelanwendungen, die Kunststoffe als Material nutzen. Aufgrund vieler positiver Eigenschaften wie einem geringen Gewicht, geringe Bruchempfindlichkeit, gute Wärmeisolierung, Dichtigkeit, geringe Kosten, Mikrowellengeräte-Eignung und gute Recyclingfähigkeit ist Kunststoff das präferierte Material vieler Anbieter von Mehrwegverpackungen für Speisen und Getränke.

Allerdings muss sichergestellt werden, dass diese Mehrwegverpackungen für nachfolgende Benutzer hygienisch einwandfrei sind, und eine nachteilige Beeinflussung der Speisen und Getränke in jedem Fall verhindert werden.

Die hygienische Wiederbereitstellung von Mehrwegverpackungen aus Kunststoff stellt aber im Vergleich zu normal im Objekt verwendeten Geschirr eine besondere Herausforderung dar. In Abhängigkeit von der Kunststoffart, der Verschmutzungsart, dem Verschmutzungsgrad, der Art und Weise der Nutzung, der Standzeit und der Antrocknung der Speise- und Getränkereste sowie auch der evtl. nicht bestimmungsgemäßen Verwendung ist bei Mehrwegkunststoffverpackungen eine andere Herausforderung gegeben als bei Spülgut in einer gewerblichen Küche, das zeitnah und unter weitgehend immer gleichbleibenden Bedingungen der Benutzung gereinigt wird. Geschirr aus Kunststoff wird in Großküchen auch für die Außerhausverpflegung im Mehrwegprinzip genutzt. Beispiele hierfür sind Klinik- oder Betriebsverpflegung, Studentenwerke und Systemgastronomie. Im Unterschied zum Mehrwegeinsatz in der klassischen ToGo–Anwendung bei Privatpersonen gibt es dabei einen weitgehend gleichbleibenden Prozess. Nutzungsdauer und Verwendung sind ziemlich klar definiert. Anders ist das bei Mehrwegverpackungen zur Nutzung von Privatpersonen für die Mitnahme von Speisen und Getränken oder für vorverpackte Lebensmittel. Wie durch den Privatverbraucher die Nutzung, Zwischenreinigung und auch ggf. eine Fremdnutzung der Mehrwegverpackungen erfolgt, kann nicht gesteuert werden. Dennoch muss eine hygienische Aufbereitung und  Wiederbereitstellung für andere Inverkehrbringer bzw. Letztvertreibende ermöglicht werden.

Im Vergleich zu Spülgut aus Porzellan, Edelstahl und Glas sind aber Kunststoffteile viel empfindlicher gegenüber Kratzern und Oberflächenveränderungen sowie Migration in die Oberfläche, werden beim maschinellen Geschirrspülen leicht durch den Spüldruck auf den Spülkörben geworfen und haben aufgrund ihrer besonderen Oberflächeneigenschaften zuweilen eine verminderte Benetzbarkeit und auch Reinigbarkeit. Die geringe Wärmeaufnahme des Spülgutes führt auch zu einer schlechteren Trocknung.

Das in Verbindung mit den genannten besonderen Herausforderungen im Mehrwegbereich führt erfahrungsgemäß dazu, dass die mikrobiologischen Ergebnisse wie in DIN 10510 bis 10512 sowie DIN SPEC 10534 und DIN 10113-3 in der Praxis nicht immer eingehalten werden können. Die Anzahl an abweichenden Untersuchungsergebnissen im Vergleich zur Vorgabe 5 KBE/10 cm² für den Abklatschtest wird sich bei vermehrtem Einsatz von Kunststoffmehrwegverpackung häufen. Parallel dazu ist in der DIN 10522 ein höherer Grenzwert für Mehrwegkisten für unverpackte Lebensmittel angesetzt. Zur Einhaltung des Grenzwertes von 5 KBE/10 cm² sind spezielle Verfahren in der Spülmaschine und/oder auch spezielle Reinigungsprodukte und Abläufe (insbes. Trocknung) oder auch die Auswahl spezieller Kunststoffe erforderlich. Diese lassen sich auch nicht so einfach in Eintank- oder Gläserspülmaschinen oder in bestehenden Spülanlagen umsetzen. Vor allem dann nicht, wenn parallel auch Geschirr aus Porzellan, Edelstahl oder Glas gespült wird. 

Die Grenzwerte sind auf Basis der Ergebnisse aus der Praxis bei Porzellan, Glas und Edelstahl festgelegt worden. Ein direkter Zusammenhang mit der Gefährdung von Verbrauchern bei höheren KBE-Werten ist nicht belegt.

Die genannten Normen enthalten auch keine detaillierten Hinweise zum Umgang mit Mehrwegverpackungen aus Kunststoff. Da Normen den Stand der Technik widerspiegeln sollten, ist hier aus unserer Sicht eine spezielle Norm für den Umgang mit Kunststoffmehrweggeschirr erforderlich.

Welche Bedarfe und Lösungen (aktueller Stand der Wissenschaft und Technik) liegen bei welchen Marktteilnehmern*innen vor?

Eine hygienische Aufbereitung und Wiederbereitstellung von Mehrwegverpackungen aus Kunststoff ist das oberste Ziel für Konsument:innen und Marktteilnehmer:innen. Produzenten und Inverkehrbringer von solchen Mehrwegverpackungen sowie Letztvertreibende und Spüldienstleister benötigen Vorgaben zur Spülung und zur Ergebnismessung, die auf die besonderen Materialeigenschaften von Kunststoff bzw. auf unterschiedliche im Mehrwegbereich eingesetzte Kunststoffe angepasst sind.

Weshalb sind diese vorhandenen Lösungen nicht hinreichend genug?

Die vorhandenen Normen und Richtlinien für hygienisches Spülen sind bezüglich des Spülguts und vor allem bezüglich des Spülgutmaterials sehr offen gehalten und nicht gezielt auf die speziellen Bedürfnisse von Mehrwegkunststoffverpackungen ausgelegt. Diese unterscheiden sich im Anwendungs- und Spülverhalten aber stark von Produkten aus anderen Materialien wie Glas, Porzellan oder Edelstahl. In der Konsequenz bedeutet dies, dass Betriebe zunehmend öfter auf unzureichende Abklatsch-Tests hingewiesen und durch die Kontrollstellen aufgefordert werden, den Missstand zu bereinigen, da sonst Bußgelder drohen.

Was ist der Fortschritt Ihrer Idee gegenüber dem Stand von Wissenschaft und Technik?

Es gilt, die Normierung für hygienisches Aufbereiten und Wiederbereitstellen (d.h. Spülen, Trocknen, Desinfizieren, Prüfen, Lagern) gezielt auf Mehrwegverpackungen und deren Materialklasse Kunststoff anzupassen, mit passgenauen materialspezifischen Vorgaben. Dabei sind unterschiedliche, in Mehrwegverpackungen gängige Kunststoffe, wie beispielsweise Polypropylen, Polycarbonat oder thermoplastische Elastomere mit den jeweils spezifischen Eigenschaften zu berücksichtigen. Diese unterschieden sich teilweise stark in den für einen effektiven Spülvorgang relevanten Eigenschaften. Beispielhaft genannt werden hier die Kratzbeständigkeit, die Oberflächenbenetzbarkeit oder die Wärmeformbeständigkeit. Durch die Anpassung und Differenzierung soll die Sicherstellung eines optimalen, hygienischen Spülergebnisses für Mehrwegkunststoffverpackungen in Lebensmittelanwendungen erreicht werden.

Welche themenverwandten Standards, technische Regeln, Normenausschüsse, Gremien, Foren und Konsortien sind Ihnen bekannt bzw. existieren bereits?

  • DIN 10510 Lebensmittelhygiene - Gewerbliches Geschirrspülen mit Mehrtank- Transportgeschirrspülmaschinen - Hygienische Anforderungen, Verfahrensprüfung
  • DIN 10511 Lebensmittelhygiene - Gewerbliches Gläserspülen mit Gläserspülmaschinen - Hygienische Anforderungen, Prüfung
  • DIN 10512 Lebensmittelhygiene - Gewerbliches Geschirrspülen mit Eintank-Geschirrspülmaschinen - Hygienische Anforderungen, Typprüfung
  • DIN 10522 - Lebensmittelhygiene - Gewerbliches maschinelles Spülen von Mehrwegkästen und Mehrwegbehältnissen für unverpackte Lebensmittel – Hygieneanforderungen, Prüfung
  • DIN SPEC 10534 - Lebensmittelhygiene — Gewerbliches maschinelles Spülen — Hygienische Anforderungen, Prüfung. Wird abgelöst durch die EN 17735 (vorr. 03/23)
  • EN 17735 - Gewerbliche Spülmaschinen — Hygieneanforderungen und Prüfverfahren
  • DIN 10113-3 (Bestimmung des Oberflächenkeimgehaltes auf Einrichtungs- und Bedarfsgegenständen im Lebensmittelbereich)
  • ISO 9001:2015

Beschreibung der Vorarbeiten: Welche Vorarbeiten sind vor einer möglichen Standardisierung Ihrer Idee noch zu leisten und mit welchem zeitlichen Faktor rechnen Sie hierbei?

AP 1: Identifizierung verwendeter Kunststoffarten und deren Eigenschaften in Mehrweg-Anwendungen im B2C-Bereich. Basierend auf dem Ergebnis soll abgeleitet werden, inwiefern die verwendeten Kunststoffarten differenziert oder geclustert betrachtet werden können. Dauer: 1 Monat

AP 2: Parallel sollen Parameter und Szenarien identifiziert und definiert werden, wie im “Normalfall” mit welchen Mehrwegverpackungen aus Kunststoff umgegangen wird. Ziel ist zu erfassen, welche Behälter und welche Anwendungsfälle vorliegen, und zu identifizieren, welche Arten der Verschmutzung (d.h. Inhalte), durchschnittlicher Verschmutzungsgrad, Art und Weise der Nutzung inkl. ggf. “nicht-bestimmungsgemäßer” Nutzung, durchschnittliche Umlaufzahlen, durchschnittliche Standzeiten und Umstände (z.B. Temperatur, Lagerort,...) im Allgemeinen existieren. Ebenso wichtig ist, die typischen Prozesse (Spülparameter, Trocknungsprozess, Lagerung) zu definieren. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich verschiedene Szenarien für die empirische Praxisuntersuchung ableiten und diese konzipieren. Dauer: 1 Monat

AP 3: Im Rahmen der Untersuchung in der Praxis müssen zunächst Testpartner (Letztvertreibende) gewonnen werden, die die verschiedenen Szenarien abbilden. Während der Testphase wird untersucht, wie gereinigte Mehrwegkunststoffverpackungen (im Vergleich zu Mehrweggeschirr aus anderen Materialien) mikrobiologisch abschneiden, wenn Spülmaschinen nach gängigen Normen arbeiten. Diese Vorarbeit endet mit der Auswertung der Analysen. Dauer: 5 Monate

AP 4: Aus den Ergebnissen aus der Praxisuntersuchung können nun Empfehlungen für die Vorsortierung, Spülen, Desinfizieren, Trocknen, und Lagern der Mehrwegkunststoffverpackungen abgeleitet werden. Prüfkriterien, Prüfmechanismen und Grenzen/Anforderungen an die Aufbereitung und Wiederbereitstellung werden definiert. Dauer: 4 Monate

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Ihrer Idee und dem von Ihnen ausgewählten DIN-Connect Themenschwerpunkt?

Mehrwegverpackungen sind dafür konzipiert, möglichst lange im Umlauf gehalten zu werden. D.h. durch die lange Nutzungsdauer von Mehrwegverpackungen werden je nach Material und Design der Mehrwegverpackung zwischen 15 und über 100 Einwegverpackungen vermieden. Zudem muss bei Mehrwegverpackungen (laut §3 VerpG) ein Anreiz vorhanden sein, diese Verpackungen wieder in den Umlauf zu geben - eine Entsorgung in der Umwelt wird dadurch minimiert. Beim Design und Material von Mehrwegverpackungen achten Mehrwegsystembetreiber zudem i.d.R. darauf, dass die Mehrwegverpackungen am Ende ihrer Nutzungsdauer einem hochwertigen Recycling zugeführt werden können. Durch die getrennte, stoffreine Sammlung der ausgesonderten Mehrwegverpackungen (im Vergleich zum Verpackungsabfall, der über die Dualen Systeme gesammelt wird) kann hier ein geschlossener Kreislauf ermöglicht werden.

Eine spezifische Testnorm für das Spülen und die Prüfung von Kunststoff-Mehrwegverpackungen steht in direktem Zusammenhang mit dem Themenschwerpunkt “Circular Economy”, da materialspezifische Anforderungen an die Aufbereitung und Wiederbereitstellung unter Berücksichtigung der Nutzung der Kunststoff-Mehrwegverpackungen eine angemessene Hygiene bei maximaler Nutzungsdauer sicherstellt.

Nutzen und Ziele


Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer Idee?

Aktuell tragen Gastronom:innen und andere Letzvertreibende nach §33 VerpG die Verantwortung dafür, dass Mehrwegverpackungen in einem “einwandfreien Zustand” wiederbereitgestellt werden. Ohne klare Definition des “einwandfreien Zustands” und wie dieser nach Gebrauch der Mehrwegverpackung wieder sicher erreicht werden kann (z.B. durch Wiederaufbereitung, Spülen, Aussortieren, …) herrscht eine Prozessunsicherheit vor, die viele Gastronom:innen und Letztvertreibende davon abhält, Mehrwegverpackungen zu nutzen. Die Erarbeitung einer entsprechenden Norm baut diese Hürde ab und ermöglicht es Gastronom:innen, andere Letztvertreibende und Inverkehrbringer, Mehrwegverpackungen im Sinne der Mehrwegangebotspflicht mit einer gewissen Prozess- und Rechtssicherheit bieten zu können.

Welchen Nutzen generiert Ihre Innovation für welche Zielgruppen?

Eine Norm zur Aufbereitung und Wiederbereitstellung von Mehrwegverpackungen, die an die besonderen Eigenschaften des Materials Kunststoff angepasst wird, stellt Prozesssicherheit für alle Markteilnehmer:innen und für Konsument:innen her.

Wer profitiert von Ihrer Idee und dem daraus entwickeltem Standard?

Alle Unternehmen der Wertschöpfungskette/ des Mehrwegkreislaufs profitieren aus dem zu entwickelnden Standard, d.h. Hersteller von Mehrwegkunststoffverpackungen, Mehrwegsystembetreiber, Reinigungsdienstleister, Nutzer:innen (z.B. Lebensmittelproduzenten, Gastronom:innen, andere Letztvertreibende nach §33 VerpG).

  • Hersteller von Mehrwegkunststoffverpackungen: Unterstützung in Auswahl des geeigneten Kunststoffmaterials in Abhängigkeit des zu erwartenden Beanspruchungsgrads der Mehrwegverpackung
  • Mehrwegsystembetreiber: Auswahl der geeigneten Mehrwegverpackung für den operativen Betrieb des Systems; fundiertere Beratungs- und Unterstützungsdienstleistung gegenüber den Systemteilnehmenden; Prozesssicherheit bei Angebot einer zentralen Spüldienstleistung bzw. standardisierte Anforderungskriterien bei Beauftragung eines Spüldienstleisters
  • Reinigungsdienstleister: Prozesssicherheit in Reinigung und Wiederbereitstellung von Mehrwegverpackungen; somit Anreize zur Schaffung neuer Spülkapazitäten, welche durch die Angebotspflicht für Mehrwegverpackungen zukünftig immer notwendiger werden und aktuell noch nicht ausreichend vorhanden sind
  • Gastronomiebetriebe & andere Letztvertreibende nach §33 VerpG: Abbau aktueller Prozess- und Rechtsunsicherheit beim Angebot und Verwendung von Mehrwegverpackungen
  • Endnutzer:innen: Verringerung des Restrisikos einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch die Nutzung von Mehrwegverpackungen

Wie werden die Ergebnisse nach Projektabschluss verwertet?

Das Setzen von Hygienestandards und die Kommunikation der konsequenten Einhaltung ist eine der tragenden Säulen, um das notwendige Vertrauen von Konsument:innen in Mehrweglösungen  zu gewinnen und auch kontinuierlich aufrechtzuerhalten. Die Norm soll eine verbindliche Richtlinie schaffen für alle involvierten Parteien entlang der System- und Wertschöpfungskette - vom Systemanbieter hin zum Spüldienstleister, aber auch in geschlossenen Systemen mit eigener Spülung. Eigene Spülung bedeutet aber auch, die dafür geeignete Spül-Hardware einzusetzen. Neben großen Spülstraßen kann so die Norm auch als elementare Basis für die Weiterentwicklung von Unter- und Einbaumaschinen dienen.

Skizzieren Sie bitte die europäische/internationale Bedeutung

Mit der nationalen Umsetzung der Single Use Plastics Directive (EU) 2019/904 werden in vielen Mitgliedstaaten der Europäischen Union Maßnahmen zur Eindämmung von Einwegkunststoffverpackungen getroffen. Darüber hinaus setzt sich eine steigende Anzahl an Mitgliedstaaten “Reuse”-Ziele. Eine Übersicht der Maßnahmen befindet sich hier. Zu den Maßnahmen gehören je nach Land z.B. eine Mehrwegangebotspflicht (z.B. in Deutschland, Niederlande, Portugal, Lettland), Mehrwegquoten (z.B. Österreich, Frankreich, Spanien). Marktentwicklungen in anderen europäischen Ländern zeigen, dass hier ebenfalls viele Mehrwegsysteme entstehen, viele davon aus Kunststoff. Die skizzierte Problematik tritt also auch in anderen Ländern auf.

Skizzieren Sie bitte die Markt- und gesellschaftliche Relevanz

Mehrwegverpackungen gewinnen durch wachsendes Nachhaltigkeitsbewusstsein der Gesellschaft stets an Relevanz. In diesem Zuge wächst auch das Angebot an Mehrwegverpackungen in diversen Branchen wie der Gastronomie, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. Die Hygiene steht dabei an vorderster Stelle. Kunststoff ist ein geeigneter Werkstoff für Mehrwegverpackungen, nicht nur wegen seines im Vergleich geringeren Gewichts, sondern auch wegen seiner mechanischen Eigenschaften (geringe Bruchgefahr). Es ist daher von größter Wichtigkeit, durch eine geeignete Norm zur Aufbereitung und Wiederbereitstellung speziell von Mehrwegkunststoffverpackungen zu definieren.

Kompetenzen und Ressourcen


  • Mehrwegsystembetreibende
    • Erfahrungen zu typischen Anwendungsfällen und Nutzungsszenarien von Mehrwegverpackungen durch die Endkonsument:innen
    • Erfahrungen zu nicht-bestimmungsgemäßen Anwendungsfällen und Nutzungsszenarien von Mehrwegverpackungen durch Endkonsument:innen (Worst-Case-Szenarien) 
    • Erfahrungswerte zur Widerstandsfähigkeit, zur Anfälligkeit für unterschiedlichste Beschädigungstypen und zur Langlebigkeit von Mehrwegverpackungen; Erfahrungswerte zur Nutzungshäufigkeit und Rücklaufquote/-geschwindigkeit von Mehrwegverpackungen
    • Ressourcen: Bereitstellung unterschiedlichster Mehrwegverpackungen (hinsichtlich Material und Abnutzungsgrade) für mikrobiologische Untersuchungen
  • Hersteller von Kunststoff-Mehrwegverpackungen und anderen Kunststoffteilen
    • Erfahrungen zur Materialauswahl für Mehrwegprodukte aus Kunststoff
    • Erfahrungen zu Eigenschaften spezifischer Kunststoffe und damit zu deren Eignung (bzw. Untauglichkeit) für Mehrweganwendungen im Lebensmittelbereich
    • Erfahrungen bei der Beurteilung des Langzeitverhaltens von Kunststoffen
    • Erfahrungen im (reinigungsgerechten) Produktdesign
  • Hersteller von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln
    • Erfahrung bei der Auswahl von Reinigungsprodukten und Anpassung von Prozesse für das maschinelle gewerbliche Spülen von Mehrweggeschirr aus Kunststoff
    • Erfahrungen zu mikrobiologischen Untersuchungen von Mehrweggeschirr nach der Aufbereitung in der Praxis
    • Normungserfahrung bei der Erstellung der Normen für das gewerbliche Geschirrspülen
    • Mitarbeit im AK GGS (Arbeitskreis Gewerbliches Spülen)
  • Spülanlagenhersteller und Reinigungsdienstleister:
    • Erfahrung bei der Planung und der Herstellung von Spülmaschinen für das Spülen von Geschirr sowie spezielle Erfahrung bei der Aufbereitung von Mehrweggeschirr aus Kunststoff
    • Erfahrungen zu mikrobiologischen Untersuchungen von Mehrweggeschirr nach der Aufbereitung in der Praxis
    • Mitarbeit im AK GGS (Arbeitskreis Gewerbliches Spülen) bzw. VGG (Verband Gewerbliches Spülen)
  • Mehrwegverband Deutschland e.V.
    • Im Februar 2022 gegründet, (Stand 30.9.22) 40 ordentliche Mitglieder (+ 2 Fördermitglieder), die sich in der Praxis mit Mehrweg beschäftigen, v.a. (neue) Mehrwegsysteme (neben Fokus §33, auch für vorverpackte Lebensmittel und Drogerieartikel und eCommerce), aber auch andere Akteure entlang des Mehrweg-Kreislaufs (Lebensmittelproduzenten, Reinigungs- und Logistikdienstleister, Verpackungshersteller…)
    • Laut Satzung, §2 (3) Nr. 6, gehören die "Erarbeitung, Etablierung und Weiterentwicklung von Definitionen, Leitfäden, Standards und Handlungsempfehlungen für eine fortschrittliche und ökologisch vorteilhafte Mehrwegpraxis" zu den mit unseren Vereinszielen verbundenen Fokusaktivitäten.
    • Die Rolle des Mehrwegverbandes liegt vor allem darin, Akteure aus unterschiedlichen Disziplinen und Branchen zusammenzubringen und einen Raum für Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg zu schaffen, z.B. für das hier beschriebene Projekt.
    • Wir haben im DIN Projekt “Roadmap für eine Circular Economy” die UAG “Mehrweg & Unverpackt” geleitet, und im Rahmen dessen sechs Fokus-Workshops durchgeführt, um Normungsbedarfe für Mehrweg (& “Unverpackt”-Lösungen) in unterschiedlichen Anwendungsbereichen zu identifizieren.
    • Diverse Beiträge zu einem DIN-Workshop “Mehrweg im Lebensmitteleinzelhandel” im September 2021

Standardisierungsscope/Anwendungsbereich


Der geplante Standard definiert die Anforderungen an die hygienische Aufbereitung von Kunststoff-Mehrwegverpackungen für Lebensmittelanwendungen in gewerblichen Spülmaschinen und die anschließenden materialspezifischen Hygienetests der gereinigten Mehrwegverpackungen.




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