Projekttitel: 



deutscher ProjekttitelBewertung der Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten
englischer Projekttitel

Pre-Demolition Reusability Assessment of Building Materials



Ideengeber*in:


Name

Dominik Campanella

OrganisationConcular
Adresse

Sattelstraße 38b, 70327 Stuttgart

E-Mail (optional)

dominik.campanella@concular.de

Telefon (optional)


Website (falls vorhanden)

https://concular.de

Wie sind Sie auf DIN-Connect aufmerksam geworden?Benjamin Hein



Potenzielle Projektpartner*innen

  • Lindner
  • ALBA
  • Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB)
  • Hagedorn
  • Cube Real Estate
  • Greyfield
  • TÜV Süd
  • RWTH Aachen
  • Weitere Pilotteilnehmer

Ausgangslage


Welche Situation liegt aktuell wie vor?

Die Baubranche ist der größte Umweltverschmutzer der Welt und damit verantwortlich für 60 Prozent des globalen Abfalls und 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Hauptgrund hierfür ist die graue Energie, die bei der Herstellung von Baustoffen auftritt. Jedes Jahr werden alleine in Deutschland 850 Millionen Tonnen Abfall im Rückbau produziert. 

Obwohl ein großer Teil der Materialien im Gebäude wiedereingebracht werden könnten, liegt die Wiedereinbringungsrate aktuell bei nur 1%. Der Großteil der Materialien wird nach dem Rückbau entweder deponiert oder minderwertig recycled. Bei einer konsequenten Wiedereinbringung von Materialien könnten bis zu 20% des gesamten CO2-Verbrauchs und 30% des Abfallaufkommens eingespart werden.

Trotz eines wachsenden Problembewusstseins stehen die Bauindustrie und der Gesetzgeber heute noch vor einigen Herausforderungen bei der Umsetzung der Circular Economy für ihre Branche. Eine wichtige Voraussetzung für die Wiederverwendung von Baumaterialien ist die gründliche Erfassung sämtlicher Daten, die zur Bestimmung des Wiederverwendungspotenzials von Baumaterialien nötig sind. Das Fehlen eines Standards, welcher einen Mindestumfang an erforderlichen Daten bei der Erfassung von Baumaterialien vorgibt, erschwert die Wiederverwendung enorm. Er behindert den Gesetzgeber bei der konkreten Umsetzung neuer Vorschriften zum kreislauffähigen Bauen und verhindert, dass die freie Wirtschaft über eine ausreichende und einheitliche Datentiefe zu Materialien an allen Stellen der Wertschöpfungskette verfügt.

Die Erstellung von Bewertungsvorgaben für die Wiederverwendung von Baumaterialien vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten an Gebäuden könnte dabei dieses Problem lösen.


Welche Bedarfe liegen bei welchen Marktteilnehmern*innen vor?

In Deutschland und Europa ist ein zunehmender Trend zum kreislaufgerechten Bauen deutlich zu erkennen. 

Seitens der politischen Gesetzgeber spricht sich nicht nur die neue Bundesregierung deutlich für das kreislaufgerechte Bauen aus. Erste konkrete Gesetzgebungen wie jene des Landes Berlins, die mit ihrer neuen Verwaltungsvorschrift die Prüfung des Wiederverwendungspotenzials aller öffentlichen Gebäude vorschreibt, sind nur der Anfang. Auch übt die EU-Kommission Druck aus, indem sie Bauherren empfiehlt bis zu 90 % der beim Abriss verwendeten Materialien zu recyceln und Projektentwicklern nahe legt bis zu 30 % der beim Neubau verwendeten Materialien aus wiedergewonnen Quellen zu beziehen. 

Seitens der freien Wirtschaft stehen sämtliche Akteure der Baubranche unter gesellschaftlichen und politischen Druck, CO2-Emissionen und Abfälle zu reduzieren. Bauherren werden von Ihren Investoren und anderen Stakeholdern zunehmend unter Druck gesetzt über Ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu berichten, Hersteller sind aufgrund von Vorschriften und der erweiterten Herstellerverantwortung (ERP) zunehmend verpflichtet, ihre eigenen Materialien zurückzunehmen und wiederaufzubereiten und immer mehr Architektur- und Ingenieurbüros schreiben sich nachhaltiges Bauen auf ihre Fahnen. 

Das Fehlen einer einheitlichen und für alle Akteure der Wertschöpfungskette funktionierenden Methode zur Erfassung des Wiederverwendungspotenzials eines Baumaterials behindert den Gesetzgeber bei der konkreten Umsetzung neuer Vorschriften und verhindert, dass die freie Wirtschaft über eine ausreichende und einheitliche Datentiefe zu Materialien an allen Stellen der Wertschöpfungskette verfügt.


Welche Lösungen existieren derzeit für welche Marktteilnehmer*innen? 

Um diese steigende Nachfrage zu decken, hat Concular in den letzten zwei Jahren ein Tool zur Bewertung des Wiederverwendungspotenzials von Baumaterialien vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten an Gebäuden entwickelt. Mit dieser Inventarisierungssoftware ist es möglich Materialien bereits weit vor dem Rückbau aufzunehmen und in neue Kreisläufe zu vermitteln. Diese Datengewinnung ermöglicht es den vielfältigen Akteuren in der zirkulären Wertschöpfungskette kreislaufgerecht zu agieren. So können Planer auf Basis von dieser Daten wiedergewonnener Materialien im Neubau einplanen oder Hersteller ihre Produkte wiederaufbereiten. Conculars Erfahrung und Expertise soll genutzt werden, um einen standardisierten Prozess für die Bewertung der Wiederverwendungspotenziale von Baumaterialien vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten an Gebäuden zu entwickeln.


Weshalb sind diese Lösungen nicht hinreichend genug? 

Ein Standard zur Ermittlung der Wiederverwendungspotenzials eines Materials bildet die grundlegende Infrastruktur einer zirkulären Baubranche und sollte daher öffentlich zugänglich und von mehr als einem Akteur konzipiert sein. Bestehende unternehmerische Lösungen zur Ermittlung des Wiederverwendungspotenzials von Materialien können nur ein Teil der Lösung hin zu so einem Standard sein, da sie nicht den Anspruch verfolgten alle Stimmen der zirkulären Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Erst der Standard, der durch einen ko-kreativen Prozess entsteht, kann von Politik und der Wirtschaft als vertrauenvoll und sinnvoll angesehen werden und so in die Praxis kommen. 


Was ist der Stand der Technik?

Erst im letzten Jahrzehnt konnten bestehende Techniken verbessert und neue Techniken entwickelt werden, welche den Aufbau einer digitalen Dateninfrastruktur für die Wiedernutzung von Baumaterialien effizient und kostengünstig machen. Ohne diese Entwicklung wäre es unmöglich eine Kreislaufwirtschaft für die Baubranche zu errichten. Dazu gehört die Entwicklung des mobilen Internets für das Hochladen der Daten im Gebäude, mobile und hochauflösende Fotokameras für die fotografische Abbildung der Materialien, Cloud Speicherung, Machine Learning, usw.


Welche themenverwandten Standards, technische Regeln, Normenausschüsse, Gremien, Foren und Konsortien sind Ihnen bekannt bzw. existieren bereits?

Bisher existieren keine Standards, technische Regeln oder ähnliches welche sich auf die Bewertung der Wiederverwendungspotenziale vor den Rückbau fokussieren. Die meisten Normen (z.B. ISO 20887:2020 und OENORM B 3151) beziehen sich dabei nur auf selektive Rückbaumethoden. D.h. hier wird definiert wie rückgebaut werden kann, damit Materialien wiedereingebracht werden. Dieses Projekt würde daher die Vorarbeit für die Umsetzung der besagten Standards und Normen leisten und würde sich daher gut integrieren.

Basierend auf den Ergebnissen dieses Projektes können bereits existierende Standards und Normen anknüpfen wie z.B. ISO 20887:2020, OENORM B 3151, VDI 6210 Blatt 1, 2, 9 und 10 sowie  VDI 2074.

Auch wurde bereits von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ein Rückbauzertifikat entwickelt. Die Ergebnisse dieses Projektes können dabei die Erfüllung von ENV1-R, TEC1-R, TEC2-R nd PRO1-R unterstützen.


Beschreibung der Vorarbeiten: Handelt es sich um eine Anschubförderung? Inwiefern ist das Produkt bereits entwickelt?

Concular hat bereits ein Tool zur effizienten Durchführung der Bewertung der Wiederverwendungspotenziale von Baumaterialien vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten an Gebäuden entwickelt. Diese basiert jedoch noch nicht auf einem Standard, welcher durch die Marktteilnehmer*innen festgelegt wurde. 

Dieses Projekt würde die Chance ermöglichen einen Standard mit allen Marktteilnehmer*innen festzulegen, welcher dann implementiert werden kann.


Inwiefern passt das Thema zu dem von Ihnen ausgewählten DIN-Connect Themenschwerpunkt?

Die Wiedereinbringung von Baumaterialien ist der größte Hebel für die Reduzierung von CO2, Abfall und Ressourcen über alle Branchen hinweg. Die Wiedereinbringung meint dabei die Schaffung von Kreisläufen nach der Abfallhierarchie (reuse, recycle, …). Die Schaffung dieser Kreisläufe deckt dabei das Thema der Circular Economy ab.

Nutzen


Worin liegt das Optimierungspotential?

Durch das systematische und einheitliche Erfassen von Baumaterialien werden zuvor unsichtbare Kreisläufe sichtbar. Diese Sichtbarmachung ist DIE essentielle Voraussetzung für die Wiederverwendung von Baumaterialien. Um diese Kreisläufe in Gang zu bringen müssen sich jedoch alle Marktteilnehmer auf eine gemeinsame “Sprache” einigen.

Die Festlegung eines standardisierten Prozesses für die Bewertung des Wiederverwendungspotenzials von Baumaterialien vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten ermöglicht daher, dass alle Martkteilnehmer über eine ausreichende und einheitliche Datentiefe zu Materialien an allen Stellen der Wertschöpfungskette verfügen. Außerdem gibt er dem Gesetzgeber das nötige Know-How, um verpflichtende Vorschriften zum kreislauffähigen Bauen umzusetzen. 

Angefangen mit dem Hersteller der Türen, der die Rückbaubarkeit seiner Produkte bestimmen kann, über den selektiven Rückbauer, der durch den standardisierten Datensatz genau weiß, wie und wo er die Türen rückbauen muss, hin zum Wiederaufbereiter, der alle Informationen zum Zustand der Türen bekommt, oder dem Planer, der in Erfahrung bringen kann, ob sich die wiedergewonnenen Türen für den geplanten Neubau tatsächlich eignen.


Wer profitiert von der Innovation und dem Standard?

Die komplette Wertschöpfungskette vom Einbau eines Materials bis zur Herstellung eines neuen Materials kann unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten signifikant verbessert werden.

Gebäudebesitzer*innen können das CO2- und Mülleinsparpotenzial ermitteln sowie finanziell realisieren (in dem sie Materialien verkaufen anstatt diese zu entsorgen). Rückbauunternehmer*innen können einen selektiven Rückbau besser planen, da bereits ein Überblick der Materialien besteht. Hersteller*innen und Recyclingunternehmer*innen können ihren Scope 3 Ausstoß reduzieren und haben eine Sicherheit eines konstanten Fluss an wiedergewonnen Materialien.


Wie werden die Ergebnisse nach Projektabschluss verwertet?

Der standardisierte Prozess soll Gebäudehalter motivieren die Materialien bei einem Rückbau- oder Umbauvorhaben wieder einzubringen anstatt diese zu deponieren, da dadurch ein ökonomischer und ökologischer Vorteil entsteht. 

Idealerweise soll der Standard zur Durchführung von bereits beschlossenen regulatorischen Mitten (Verwaltungsvorschrift Senat Berlin) und künftigen Vorschriften (EU Taxonomy for Sustainable Finance) genutzt werden um die Anforderungen zu erfüllen. 

Außerdem können Hersteller und Wiederaufbereiter mit dem DIN Standard für Ihre Produkte werben.


Skizzieren Sie bitte die europäische/internationale Bedeutung

Die Wiedereinbringung von Materialien in einen Kreislauf ist von internationaler Bedeutung, da dies einer der größten Hebel der Reduzierung des CO2-Emissionen und des Abfallvorkommens darstellt.

Dies gilt vor allem für die Bemühungen auf EU-Ebene durch den Circular Economy Action Plan und die Renovation Wave. Aber auch nationale Bemühungen wie z.B. in Frankreich oder den Niederlanden könnten damit abgedeckt werden. 

Daher wäre das Verfassen des Standard in englischer Sprache in Betracht zu ziehen.


Bestehen Einreichungsmöglichkeiten bei Europäischen und internationalen Normungsorganisationen (CEN/CENELEC/ISO/IEC)?

Da es sich um einen Standard von internationaler Bedeutung handelt, besteht auf jeden Fall die Einreichungsmöglichkeit auf Europäischer und internationaler Ebene.


Skizzieren Sie bitte die Markt- und gesellschaftliche Relevanz

Die Wiedereinbringung von Baumaterialien können bis zu 850 Millionen Tonnen der Abfall eingespart und in in Ressourcen verwandelt werden. Dies kann eine Einsparung von bis zu 20% der CO2-Emissionen und 30% des Abfallaufkommen in Deutschland bedeuten. Auch schafft die Circular Economy in der Baubranche eine Antwort für die zunehmende Materialknappheit.

Kompetenzen und Ressourcen


Concular ist der Marktführer für Materialpässe und die Wiedereinbringung von Baumaterialien in Deutschland. Das Team von rund 22 Personen arbeitet Concular seit zwei Jahren an Technologien um die Wiedereinbringung zu vereinfachen. Dahinter stehen erfahrene Expert*innen im Bereich Architektur, Ingenieurwesen, digitale Geschäftsmodelle und der Forschung. 

Concular kann aus seinem breiten Netzwerk auf kompetente Projektpartner zurückgreifen. 

Denn für die Erarbeitung dieses Standards benötigt es die Integration aller Stakeholder in diesen Prozess. Daher möchten wir für den DIN Standard mit Bestandshalter*innen, Projektentwickler*innen, Hersteller*innen, Rückbauunternehmer*innen, Universitäten sowie Zertifizierungsstellen zusammenarbeiten.

Bei diesen Projektpartner*innen handelt es sich um renommierte Unternehmen und Institutionen, welche auch bereits Erfahrung, Motivation und Ressourcen zur Umsetzung des Projektes mitbringen. So lassen Bestandshalter*innen und Projektentwickler*innen ihr Wissen aus dem Bestand einfließen, Rückbauunternehmer*innen sowie Hersteller*innen und Recyclingunternehmer*innen lassen ihr Wissen in Bezug auf die realistischen Möglichkeiten der Wiedereinbringung einfließen. Zertifizierungsstellen und Universitäten unterstützen dabei mit ihren Wissen diese Möglichkeiten zu realisieren.

Durch die gemeinsame Entwicklung des Standards, unmittelbar mit Pilotteilnehmer*innen aus dem Markt, kann sichergestellt werden, dass die Entwicklung im Gleichschritt zwischen Real- und Digitalwirtschaft erfolgt.

Standardisierungsscope


Der geplante Standard definiert Anforderungen an Bewertungsvorgaben für die Wiederverwendungspotenziale von Baumaterialien vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten an Gebäuden für involvierte Marktteilnehmer*innen, insbesondere:

  • Bestandshalter*innen
  • Projektentwickler*innen
  • Rückbauunternehmer*innen
  • Recyclingunternehmer*innen
  • Hersteller*innen
  • Planer*innen

Sind folgende Aspekte potentiell betroffen?



Aspekte

Ja

Nein

Arbeitsschutz


X

Gesundheitsschutz


X

Umweltschutz

X


Brandschutz

X


Schutzrechte (z.B. Patente)


X

Managementsysteme

X


Industrie 4.0


X




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